Von Cuenca nach Chugchilan



Dienstag, 8.10.2013
Ach wie schön das doch ist, wieder auf unseren Rädern zu sitzen. Ausserdem haben wir beschlossen, einen Ausflug in den Oriente zu machen, dorthin, wo sich der Regenwald weiter gen Osten im Amazonasgebiet verliert. Voll motiviert fliegen wir förmlich aus der Stadt hinaus, zumal die Strasse bis zur Brücke über den Rio Paute meist bergab verläuft. Nach der Überquerung der Brücke geht es dann tendenziell bergauf, mit viel hoch und runter, immer entlang des Rio Paute, bis wir das kleine Dorf Palmas erreichen. Dort soll es laut Aussage des Tankstellenwartes in Sevilla de Oro auf jeden Fall eine Hospedaje geben. Ja, es gibt eine, die sich derzeit aber im Umbau befindet. Von den Eigentümern bekommen wir hinter ihrem Restaurant einen Schlafplatz in einer Baustelle angeboten. Auch hier wollen sie ein Zimmer zum Vermieten herrichten. Die Warmwasserdusche funktioniert schon; für die kleinen und grossen Geschäfte müssen wir die Toilette vom Restaurant benutzen. Dafür wollen sie 10 Dollar, was ganz klar viel zu teuer ist. Deshalb halten wir erst einmal nach einer anderen Möglichkeit Ausschau und fragen bei der Kirche nach. Da der Pfarrer selbst aber nicht anwesend ist, darf uns keiner helfen. Ja, ja, der liebe Gott und sein Bodenpersonal…. Dabei ist uns bisher aufgefallen, dass die Ecuadorianer besonders gläubig zu sein scheinen, denn die Kirchen sind zur Messe immer brechend voll. Auch sonst will sich einfach keine andere Möglichkeit auftun, obwohl Katja etliche Leute wegen einer Übernachtung anspricht. Also müssen wir wohl oder übel doch in die Baustelle einziehen. Wir verhandeln aber noch den Preis und vereinbaren 6 Dollar. Später bringt man uns noch ein kleines Sitzbänkchen und eine Kerze vorbei, denn es hat auch kein Licht. Auch brauchen wir nun nicht`s mehr zu bezahlen, heisst es. Das ist gut so, denken wir, denn auch 6 Dollar wären für diese Dreckbude sehr teuer gewesen.


El Pan, so heisst dieses Dorf
Mittwoch, 9.10.2013
Christian hat sich leider ganz schön erkältet und fühlt sich so gar nicht fit. Und draussen giesst es oft in Strömen. So haben wir keine richtige Lust, uns auf den Weg zu machen. Als wir uns doch endlich aufgerafft haben, ist es bereits 11.00 Uhr. Eigentlich schon viel zu spät! Später wird das Wetter zum Glück besser und die Sonne zeigt sich des Öfteren. Dann wird es auch sofort heiss. Mit schönen Ausblicken auf den angestauten Rio Paute und die herrlich grüne Berg- und Tallandschaft erreichen wir plötzlich einen Erdrutsch, mit dem sich auch ein Stück Strasse auf den Weg in den Abgrund gemacht hat. Es wird bereits tüchtig daran gearbeitet, aber bis Autos und grössere Fahrzeuge wieder passieren können, dauert es wohl noch mindestens fünf Tage. Fussgänger und Fahrradschieber haben aber Glück und können, von Zeit zu Zeit über einen schmalen Trampelpfad an den wartenden Baumaschinen und am Abgrund vorbei. Die Mittagszeit ist schon längst vorbei und wir haben mächtig Hunger. Im Minidorf San Pablo wollen wir eigentlich Mittag essen und erhalten das Angebot einer Familie, für 10 Dollar in ihrem Haus zu übernachten. Wir sagen nicht nein, denn so kann sich Christian auch noch ein wenig erholen. Ausserdem bietet uns Walter ein spätes Mittagessen an, wie könnte es anders sein, mit Reis, weissen Bohnen und einem Stückchen Rindfleisch. Auch am Abend werden wir  eingeladen; zu Bananen-Empanadas. Der Teig um die Hühnchen-Füllung herum wird aus Kochbananen, ohne Mehl, zubereitet und das Ganze fritiert. Lecker und mastig!  Wir plaudern mit ihm und Norma, seiner Frau, über allerlei Unterschiede unserer doch so verschiedenen Heimatländer.

Gestauter Rio Paute
Donnerstag, 10.10.2013
Um 8.00 Uhr sind wir auf der Strasse, denn bis nach Mendez sind es noch 75 „höhenträchtige“ Kilometer. Die Besiedlung wird immer dünner und der Regenwald breitet sich mehr und mehr aus. Wir kommen an vielen Wasserfällen vorbei und die üppig grünen Berge ringsum faszinieren uns. Nach endlosem Auf- und Ab erreichen wir schliesslich die Passhöhe auf 2472 müM, während ein kräftiger Regen auf uns niederprasselt. Im Nu sind wir durch und durch klitschnass. Jetzt sind wir im wahrsten Sinn des Wortes, im Regenwald angekommen. Doch bevor wir bergab rauschen, winden wir unsere nassen T-Shirts aus, bzw. wechseln die Oberbekleidung und ziehen die Regenjacke drüber. Denn bei so einem Regen wird es mit Fahrtwind bei den milden 15°C sogar im tropischen Regenwald kalt. Nach einer längeren Abfahrt lässt der Regen nach, die Sonne kommt heraus und um uns herum dampft die Strasse und der Urwald. Die Sonne vermag uns wohlige Wärme zu spenden. Links und rechts entdecken wir nun viele schöne Orchideen und andere bunte Blumen. Irgendwann erreichen wir doch noch die vom Regenwald umgebene kleine Stadt Mendez auf 545müM. - Von anderen Radreisenden haben wir erfahren, dass man in Ecuador gut bei den Bomberos (Feuerwehr) übernachten kann. Heute testen wir diese Aussagen und werden tatsächlich freundlich in einen Raum unter ihrem Dach gebeten.

Regenwald vor Mendez
Freitag, 11.10.2013
Heute geht es auf der Ruta E45 weiter in Richtung Macas, immer entgegen der Fliessrichtung des Rio Urpano und immer im steilen Auf-und Ab. Die Menschen wohnen hier vielfach in mehr oder weniger einfachen, bunten Holzhäusern, komplett vom Regenwald umgeben. Rings um die Häuser gedeihen Bananen, Papaya, Maniok, Kokospalmen und Jamaika (dies sind Blüten, aus denen ein Erfrischungsgetränk  hergestellt wird). Aber auch sonst ist es sehr grün und immer wieder gibt es schöne Blüten zu entdecken. In Sucura, nach 50 km, machen wir heute Feierabend, denn Christian plagen starke Bauch- und Knieschmerzen.

Rio Urpano
Samstag, Sonntag 12. + 13.10.2013
Bis Macas sind es nur noch 23 km, die wir in zwei Stunden geschafft haben. Doch bevor wir wieder ins Hochland aufbrechen, wollen wir hier noch ein wenig verweilen und quartieren uns im Hotel „ Orquidea“ ein. Auch sind wir ziemlich müde, denn wir haben beide in den letzten beiden Nächten nur wenig geschlafen. Das feuchtheisse Klima ist halt doch wieder eine Umstellung für uns, zumal es sich nachts kaum abkühlt. Samstagabends verschwindet der Wolkenvorhang und wir können, den schneebedeckten Kegel des  Vulkans Sangai in der Ferne sehen. - Am Sonntag erkundigen wir uns bei der Polizei über die uns bevorstehende Route durch den Nationalpark Sangai bis Guamote, beschäftigen uns mit dem notwendigen Abschluss einer neuen Auslandskrankenversicherung, spazieren über den Markt und zum Aussichtspunkt mit Blick über den Rio Urpano.  Auch probieren wir die Dschungelspezialität Ayampacos, in Bijao-Blättern gegrilltem und sehr fein gewürztem Hähnchen. Es gibt auch Varianten mit Fleisch und Fisch. Dazu wird entweder Reis oder Maniok gereicht. Am Abend putzt und untersucht Christian unseren Kocher und entdeckt einen Riss an der Halterung des Prallblechs, d.h. da wo sich das vergaste Benzin mit Umgebungsluft vermischt. Bei genauerem „Hinsehen“ bricht dieser Steg ganz ab. Aus und vorbei mit Kochen! Nach ein wenig Trübsal blasen hat Christian eine Idee und repariert die Halterung mit einem Stück Feder einer Wäscheklammer. Morgen wird sich weisen, ob das so funktioniert.

Ayampacos: in Blättern geschmortes (hier Hähnchen) und Maniok
Montag, 14.10.2013
Die Wäscheklammerfeder bewährt sich nicht schlecht; wenn wir aber das abgebrochene Teil irgendwo ans Prallblech geschweisst kriegen, sollten wir das unbedingt machen lassen. Aber für die nächsten 4 bis 5 Tage, durch den Sangay-Nationalpark hindurch nach Guamote oder Riobamba sollte es gehen. Also los! Mässig motiviert, weil sicher mindestens 2500 Höhenmeter anstehen geht es bei sehr starker Bewölkung auf der E46 nordwärts. Schon bald nach dem Verlassen der urbanen Zone beginnt der Anstieg auf der erst kürzlich erbauten und noch nicht ganz fertiggestellten  Asphaltstrasse. Während Christian seine gerissene Fahrradkette durch eine neue ersetzt, kommt ein Zementlaster von oben her und hält, nachdem er uns passiert hat. Welch ein Zufall! Der schwarze Chauffeur, den wir schon in San Pablo, beim Erdrutsch, getroffen haben und mit dem wir sehr angeregt diskutieren konnten steigt aus und begrüsst uns herzlich. Diesmal hat er nicht so viel Zeit und fährt, nachdem er uns ein paar Infos über die Strecke und zum Schluss noch den gutgemeinten Rat: „lasst euch doch mit einem „Camioneta“ da hochbringen“ gegeben hat, talwärts. Kurz darauf beginnt es zu regnen. Die Schauer wechseln sich mit trockenen Abschnitten ab und wir wissen nicht recht, was anziehen. Schlussendlich wird vor jedem Niederschlag die Regenjacke angezogen, nur um sie kurze Zeit später wieder auf dem Gepäckträger zu verstauen. Die trockene Phase, oben, auf 1870 müM, beim ersten hölzernen Aussichtsturm, nutzen wir, um unser Zelt aufzubauen. Es regnet fast die ganze Nacht im finsteren Regenwald J.

Erster Mirador im Nationalpark Sangay
Dienstag, 15.10.2013
Der Einkaufsbummel im kleinen Örtchen „9 Octubre“ ist schnell erledigt, weil es nur einen Laden gibt. Während Katja einkauft, repariert Christian sein gerissenes Schaltkabel. Anschliessend müssen wir noch Wasser filtern, was die Aufmerksamkeit vieler Dorfbewohner auf sich zieht. Der sehr interessierte Dorfpolizist lässt es sich nicht nehmen und filtert uns eine 2.5 Literflasche in Rekordzeit und meint: „Eigentlich wäre es für das Dorf ganz gut, wenn ich den Wasserfilter beschlagnahmen würde…“ Wir machen uns schleunigst aus dem Staub, bevor dem Gesetzeshüter einen triftigen Grund für die angedrohte Tat einfällt. Das Wetter verwöhnt uns immer wieder mit erfrischenden Duschen. Es geht mehrheitlich, bzw. fast immer bergauf. Die nagelneue Strasse ist stellenweise in schon sehr desolatem Zustand, ein Zeichen dafür, dass der Boden abgeholzten Urwaldes doch eine sehr lebendige Sache ist. Es gibt sehr viele Strassenschilder, die „Hundimientos“ = Absackungen ankündigen. Durch eine kleine Sackung entsteht ein Riss im Belag, durch den das Wasser eindringt und im Untergrund alles wegschwemmt. So entstanden Absätze von 10cm…20cm in krasseren Fällen um die 50cm. Diese Strasse wird eine ewige Baustelle bleiben! Nach dem durchqueren des ca. 700m langen Tunnels folgt ein brutaler Anstieg. Die Steilheit lässt uns alle 150m anhalten und nach Luft japsen. Gegen 16 Uhr haben wir genug und fragen bei einer Hütte, Entschuldigung, Wohnhaus am Strassenrand, ob sie uns eventuell für diese Nacht ein Dach über dem Kopf bieten könnten. Nein, geht leider nicht. Aber in ca. 300m kommt das Haus der „Parkhüter“, da sollen wir fragen. Dort angekommen, braucht Christian die Frage gar nicht erst stellen. „Bienvenidos“ tönt es hinter dem sich öffnenden Gattertor hervor. Wieder einmal Schwein gehabt!

Immer noch im Sangay Nationalpark
Mittwoch, 16.10.2013
Nach unserem Aufbruch um 8:30 Uhr bleibt es nicht lange trocken. Heute giesst es stärker als gestern und anhaltender. Bis auf die Passhöhe auf 3541 müM fehlen noch gut 800 Aufwärtsmeter. Schon bald hüllen uns die Wolken ein und ein uns entgegenkommender Pickup hält an und fragt uns, wie weit es denn bis zu den Lagunen noch sei. Dank dem GPS können wir dem Fahrer sagen, dass er vor ca. einem Kilometer an der Atillo Lagune vorbeigefahren sei und nun, mit uns direkt neben der „Laguna Negra“ stehen würde. Und siehe da, bei genauem Hinsehen ist in ca. 50 m Entfernung ganz schwach eine Uferlinie zu sehen. Zum Glück lichten sich die Nebel ein wenig und wir sehen bei der „Laguna Atillo“ und den Folgenden etwas mehr. Wir sehen nicht nur die Gewässer, sondern auch den nun augenfälligen Übergang vom Regenwald in die Landschaftsform des Paramo. Doch völlig durchnässt, bei den kühlen Temperaturen um die 8°C, ist uns auch nicht nach ewigem Verweilen und wir sehnen uns schon nach der nächsten Steigung, um wieder wärmer zu kriegen. Der Laden und das Restaurant, die es etwas unterhalb der Passhöhe geben soll, sind, wie die ganze umgebende Siedlung auch, verrammelt und zu. Nun, dann müssen wir, unseren Infos zufolge, bis ins 55km entfernte Guamote kurbeln, wo es den nächsten Laden geben soll. Etwas später fahren wir zu einer weiteren Siedlung, wo es sogar ein Restaurant gibt. Christian hat unterdessen so kalt, dass er nur Durchfahren möchte, was wir dann auch tun. Doch schon bald merken wir, dass „pura bajada“ = nur abwärts hier auch etliche Gegensteigungen beinhaltet und dass wir unbedingt Energie zuführen müssen. Zu unserem allergrössten Glück kommt schon nach einigen Kilometern wieder ein „Verpflegungsposten“ in Sicht, den wir diesmal auch berücksichtigen. „Bis Guamote schaffen wir es aber heute nur noch mit Ach und Krach…“. Glücklicherweise müssen wir auch nicht, denn vor der Verzweigung Guamote, Riobamba erreichen wir Cebada, wo es unter anderem einen Laden und einen freundlichen Hausbauer gibt. Wir übernachten einmal mehr in/auf einer Baustelle.

...und wir sehen die Lagunas de Atillo doch noch ein wenig
Donnerstag, 17.10.2013
Wir haben uns entschlossen, nicht nach Guamote, sondern direkt nach Riobamba zu fahren, zumal die Strasse dorthin besser sein soll. Der Abwärtstrend von gestern hat umgeschlagen und wir überwinden einen weiteren „Passübergang“ von 3243 müM. Oben angekommen tönt es plötzlich „Piu“ von hinten, unser vereinbartes Zeichen wenn’s was gibt. Ganz schwach, im dichten Dunst hat Katja den rauchenden Tungurahua „Vulki“ entdeckt. Die oben schwebende dicke Rauchwolke lässt einige Aktivität vermuten. – Wir rauschen die verbleibenden 300 Höhenmeter hinunter nach Riobamba, wo uns die Reisehandbuchempfehlung, Hostal Oasis, zu teuer erscheint. Näher am Zentrum, gleich neben dem alten Bahnhof, nisten wir uns im einfacheren aber noch grad guten Residencial Colonial für 10$/Nacht ein.

Schwein gehabt! Strassenecke in Riobamba
Freitag, 18.10.2013
Auf unserem „Nachfrühstücksbummel“ erkunden wir die Stadt und klappern noch einige Fahrradläden-Adressen von der Touristinfo ab. Doch die bieten höchstens Ersatzteile für alte Militärfahrräder. In einer solchen Werkstatt steht allerdings noch eine alte Autogenschweissanlage. Ob der Inhaber unser gebrochenes Kocherteil schweissen könne? Versuchen will er’s. Und geschafft hat er’s! Cool, vielen Dank. Auf dem „Aussichtspunkt“ Parque 21 de Abril, bei der nahen Kirche, können wir die fast perfekt geschlossene Wolkendecke begutachten. Wow, wir hätten schon mehr erwartet! Da das Residencial leider kein Internet anbietet, suchen und finden wir den Anschluss an die weite Welt in einer Hähnchenbraterei. In unseren E-Mails erfahren wir, dass der Abschluss unserer neuen Krankenversicherung doch komplizierter zu werden droht. Zum Abschluss des Tages gehen wir dem fast obligatorischen Berg Reis aus dem Weg, indem wir in einer Pizzeria einkehren.

Bahnhof in Riobamba: Wann kommt der Zug, wann das Gewitter
Samstag, 19.10.2013
Samstags ist in Riobamba Markttag und es ist die Hölle los. Aus den umliegenden Dörfern kommen die Indigenas in die Stadt, um ihre Agrarprodukte zu verkaufen. Gekleidet sind die Frauen mit langen schwarzen Wollröcken, einem Strickpullover und über den Schultern mit einem einfarbigen Wolltuch. Auf ihren Köpfen mit den langen, zu einem Zopf geflochtenen pechschwarzen Haaren tragen sie einen Filzhut. Die Männer haben auch einen Filzhut auf und tragen einen Poncho. Durch lautes Anpreisen wird versucht, die Ware an den Mann oder die Frau zu bringen. Es gibt Unmengen an Obst, Gemüse und natürlich fehlen auch die vielen Essensstände nicht. Auf einem anderen Platz werden die Trachten verkauft: Wollröcke, Wolltücher, bestickte Blusen, Gürtel und Schuhe. Hier findet man auch eine ganze Reihe Näher, die Flickarbeiten durchführen. Das Fotografieren ist in der dichten Menschenmenge und zwischen den gedrängten Ständen so ziemlich unmöglich. - Am Nachmittag schreiben wir E-Mails und arbeiten am Blog. - Gegen Abend gehen wir nochmals zum Aussichtspunkt und können heute den Chimborazo, einen erloschenen Vulkan, mit 6310müM Ecuadors höchster Berg, sowie die dicke Rauchsäule des aktiven Tungurahua sehen.

Auf einer Plaza in Riobamba
Sonntag, 20.10.2013
Eigentlich wollten wir nun doch von Riobamba nach Baños fahren. Doch vom Befahren der direkten Strasse rät uns die Polizei und auch der Residencial-Besitzer ab. Diese Strecke sei sehr von der Aktivität des Turungahua betroffen und Luft und Strasse voller Asche. Manchmal spuckt der Vulkan wohl auch Steine. Also tritt doch wieder Plan A in Kraft, und wir nehmen die Strecke um den Chimborazo in Angriff. Von Riobamba aus radeln wir erst einmal auf der stark befahrenen Panamericana 10 km westwärts, um dann in nördlicherer Richtung nach San Juan abzubiegen. In diesem Dorf kaufen wir ein und essen zu Mittag. Dann geht es weiter, immer bergauf und manchmal ziemlich steil dazu. Gegen 16.30 Uhr haben wir genug. Wir sind 37 km gekurbelt und jetzt 1300 Meter weiter oben als in Riobamba. Zum Glück finden wir eine gute Stelle zum Zelten, mit Blick auf den Chimbo.

Chimborazo und nicht Jim borracho (borracho = betrunken)
Montag, 21.10.2013
Die Nacht war relativ frisch bei Temperaturen um die Null Grad. Jedenfalls hat unser Zelt heute Morgen einen weissen Bezug. Wir sind gut ausgeruht und nehmen die letzten Höhenmeter in Angriff. Kurz bevor die höchste Höhe unseres Schlenkers, 4400 müM, erreicht ist, kommen wir noch bei der Rancherstation zum Reserva Faunistica Chimborazo vorbei und können unsere Wasservorräte auffüllen. Die karge Landschaft hier oben erinnert uns sehr an das Altiplano in Bolivien. Hier leben jetzt auch wieder viele Vikuñas. Sie wurden hier früher bis zur Ausrottung gejagt, aber in den 1980iger Jahren aus Nord-Chile und Bolivien wieder eingeführt. Die Herden gedeihen prächtig, wie wir sehen können. Hier oben ist es auch neblig und kalt. Den Chimbo mit seinen Eisfeldern können wir aus der Nähe nicht sehen, weil die Wolken uns einhüllen. Auf der folgenden Abfahrt, nach dem Verlassen der Wolken, klart es auf und beim Zurückblicken können wir den Gipfel mit Gletscherkuppe sehen. Wir biegen in die Via Flores in Richtung Ambato ein und werden mit einer Landschaft wie im Emmental überrascht. In Ambato, einer grossen, lauten, sehr geschäftigen und modernen Stadt suchen wir uns eine Unterkunft für eine Nacht.

Importware: Vicuña
Dienstag, 22.10.2013
Just in dem Moment, als wir starten, fängt es zu regnen an. Nichts desto trotz radeln wir aus der Stadt hinaus auf die verkehrsreiche Panam. Denn wir wollen heute ins ca. 50 km entfernte Latacunga fahren. Unterwegs werden wir von einem jungen Mann eingeladen, doch den Regen in seinem Haus abzuwarten. Das ist sehr nett von ihm, aber wir sind eh nass und können diesen Zustand weiter dulden. Später hört es sogar zu regnen auf, die Sonne kommt raus und wir trocknen wieder. Ach, tut das gut. Mittag essen wir in einem Restaurant in Salacedo. Zum Nachtisch gönnen wir uns ein in Ecuador berühmtes Eis am Stiel aus diesem Ort. Uns vermag das fade Sahneeis allerdings nicht so richtig zu begeistern. Am Nachmittag trudeln wir in Latacunga ein und lassen uns im Hostal „Tiana“ nieder. Hier kostet ein Zimmer (Gemeinschaftsbad) mit Frühstück nicht so ganz günstige 24 Dollar. Aber das Ambiente ist gemütlich und der Innenhof lädt zum Verweilen ein.

Erinnert ein wenig ans Emmental. Vor Ambato
Mittwoch, 23.10.2013
Wir erkunden die hübsche koloniale Stadt mit ihrem gemütlichen Zentrum und den schönen Plazas. -Christian wechselt an Katjas Fahrrad die Bremsbeläge, stellt die Gangschaltung neu ein und montiert, über die schon arg abgewetzten Kork-Lenkergriffe, Lenkerband aus dem nahen, gut assortierten Fahrradladen. Ausserdem überlegt er hin und her, ob er die dort vorrätigen Shimano Zee Hydraulikbremsen kaufen soll. Denn seine hintere Formula „the one“-Bremse bremst nach wie vor, ob Christian will oder nicht. - Katja schreibt derweil etliche E-Mails an unsere spanisch sprechenden Freunde und holt Infos aus dem Netz Betreff unserer weiteren Krankenversicherung.

Von Latacunga, ganz weit hinten, kommen wir
Donnerstag, 24.10.2013
Katja besucht heute den riesigen Donnerstagmorgen-Markt in Saquisili, das ca. 30 Busminuten entfernt liegt. Auf vier grossen Plätzen und in den Strassen werden Unmengen an Obst und Gemüse, Kartoffeln, Teigwaren, Reis, Gewürze, Fleisch, Fisch, Kleidung, Schuhe, Wolle, geflochtene Matten und Korbwaren, Möbel, Matratzen, Haushaltwaren, Eisenwaren, Seile und Schnüre, Kunsthandwerk, Tierfutter, sowie viel Kleinvieh feil geboten. Die Verpflegung stammt auch in diesem Gewusel und Gewimmel von vielen Kleinküchen / Essensständen. Es ist wahrlich eine beeindruckende Veranstaltung. - Christian kauft unterdessen die Bremsen und montiert diese an seinem Fahrrad. Ebenfalls kauft er heute den eigentlich schon längst fälligen neuen Velohelm, denn beim alten ist das ganze Innenleben aus Plastik mehrfach gebrochen und notdürftig mit Heftpflaster zusammengeschustert und im Ernstfall wahrscheinlich nicht mehr sonderlich funktionsfähig.

Auf dem grossen Markt von Saquisili
Freitag, 25.10.2013
Die neue Bremse will ausprobiert sein, deshalb fahren wir heute weiter. Doch es geht ausschliesslich bergauf und der Test wird auf morgen verschoben. Westwärts geht es durch streubesiedeltes Gebiet. Beim Zurückblicken wird über den Wolken auf einmal eine grosse Rauchsäule sichtbar, genau da, wo wir den Tungurahua vermuten. Im Laufe der folgenden ca. 30 Minuten zerstreut sich der Pfeiler in alle Lüfte. Gegen Abend, beim Suchen eines einsamen Zeltplatzes, kommen uns die Grasbedeckten Hütten der ansässigen Bauern immer wieder in die Quere. Erst auf der Passhöhe werden wir fündig.

Rauchwolke einer Eruption des Tungurahua Vulkans

Samstag, 26.10.2013
Um nach Zumbahua zu gelangen gibt es eine kurze Abfahrt, nur um die verlorenen 500 Höhenmeter gleich anschliessend wieder zu erklimmen. Von dieser Passhöhe, 3700 müM, folgt die Abfahrt nach Zumbahua, wo wir „Chugchucara“, ein „Plato typico“ probieren. Auf diesem typischen Teller findet man: frittiertes Schweinefleisch, ein gekochter Maiskolben, kleine Pellkartoffeln, grosse „Pfffft Bohnen“ und gebratene Kochbanane. Gestärkt fahren wir entlang des „Toachi“ Cañon und können den zum Teil sehr steilen Anstieg zum Quilotoa Kratersee in Angriff nehmen. Von der Aussichtsplattform am Kraterrand geniessen und fotografieren wir den grandiosen Ausblick. Wir tun uns schwer, eines der vielen Hostals auszuwählen und erwischen, wie sich herausstellen wird, prompt das Falsche. Unfreundlich, kein Warmwasser, Gasexplosion, wenig sauber, immer fragen gehen, wenn wir Wasser in unserem Bad wollen, schlechtes Essen etc. sind die Stichworte dazu. Kurzum, das Hostal Chosita in Quilotoa ist nicht zu empfehlen. Dazu kommt noch, dass bis um 2 Uhr morgens eine Band, anlässlich des „Stierfestes“ des Dorfes, unaufhaltsam Lärm machte.

Vor Zumbahua
Sonntag, 27.10.2013
Nein, hier wollen wir nicht bleiben. Vor dem spärlichen Frühstück kann Katja für kurze Zeit, neben vielen Wolkenfeldern, das Vulkan-Duo Iliniza 1+2 sehen. Wenig ausgeruht packen wir zusammen. Katja wandert anschliessend noch in den Krater runter, während Christian sein Knie, welches in letzter Zeit öfter stark schmerzt, schont. Um ca. 10:30 Uhr verlassen wir das Kraterseedorf und erreichen, nach vorwiegender Abfahrt, um 12:30, das am Rande einer Schlucht liegende Dorf Chugchilan. Im Hostal Cloud Forrest finden wir, für 12$/Person inkl. reichhaltigem Frühstück und köstlichem Abendessen, einen gemütlichen Platz zum Bleiben.

Quilotoa Kratersee
Montag, 28.10.2013
Diesen schönen Morgen nutzt Katja für einen kleinen Wanderausflug. Christian hilft einem englischen Radlerpaar bei der Reparatur eines streikenden Kettenwechslers. Am Nachmittag zieht wieder Bewölkung auf und wir arbeiten an unserem Blog.

Hostal Nebelwald in Chugchilan

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen