Von Huaraz nach Chimbote



Freitag, 6.9.2013
Cass, der Mountainbiker, hat uns ans Herz gelegt, doch unbedingt den Abstecher von Carhuaz über den Punta Olympica durch die Bergwelt der Cordillera Blanca bis zurück nach Yungai zu machen; es sei sehr lohnenswert. Eigentlich haben wir gar nicht mehr so viel Zeit, denn bis zum 29.09. müssen wir Peru verlassen, weil dann unsere 90 Tage Aufenthaltsbewilligung ablaufen. Aber wir haben in Erfahrung gebracht, dass man pro Tag Überziehen 1 US-Dollar Busse zu zahlen hat… Das geht ja, so denken wir, und machen uns auf Weg, die Extrarunde zu drehen. Zunächst geht es 30 km bergab bis nach Carhuaz, von wo wir nach rechts zu den Bergen abbiegen. Ab jetzt geht es wieder bergauf. Mit herrlichen Ausblicken auf Perus höchsten Berg, dem 6768m hohen Huascaran radeln wir bis zum Dorf Shilla, wo wir in einem Restaurant Mittagspause halten. Bei einem unserer Photostopps hören wir ein „Hola“, es ist Miguel aus Buenos Aires, der von Alaska kommt und auf jeden Fall noch bis Ushuaia radeln will und vielleicht dann noch weiter durch Neuseeland, Australien, Asien und Europa. Heute fahren wir noch bis zum Eingang zum Nationalpark Huascaran, wo wir drei, hinter steinernen Weidezäunen einen guten und windgeschützten Platz zum Zelten finden.

Huascaran, Perus höchser Berg
Samstag, 7.9.2013
Es geht noch ein Stück das Tal hoch, wobei uns ein kräftiger Gegenwind entgegenbläst. Und dann schlängeln wir uns in ewigen Serpentinen den Berg hoch bis wir auf 4736 müM zum Tunnel 164m unterhalb des Punta Olympica, der auf 4900m liegt, kommen. Miguel ist vor uns da und gerade dabei, den Pass zu erklimmen. Wir haben keine Lust, uns die paar Höhenmeter zum Punta Olympica auf der miserablen Piste anzutun, zumal es von ganz oben nur wenig mehr zu sehen gibt. Also, ab durch den Tunnel! In der unbeleuchteten Tunnelröhre hängen riesige Eiszapfen und sie hängen nicht nur, sie liegen auch kreuz und quer auf der Fahrbahn. Da es im Tunnel tüchtig abwärtsgeht, besteht die Gefahr, auf solche Trümmer draufzufahren. Vorsicht! Auf der anderen Seite des Tunnels warten wir auf Miguel und rauschen dann zusammen die noch verbleibenden 30 km bergab bis nach Chacas. Dort fragen wir nach einer Übernachtungsmöglichkeit und landen schliesslich in der schönen Anlage einer  italienischen Mission. Wir drei erhalten ein gutes Bett, können warm duschen und werden zum Abendessen und zum Frühstück eingeladen. Das Abendessen findet in grosser Gemeinschaft statt. Alle in der Mission lebenden italienischen Familien ca. 50 Personen, sowie die peruanischen Angestellten und Schüler nehmen daran teil. Anschliessend dürfen wir die wunderschöne Kirche mit den sehr schönen Schnitzarbeiten besichtigen und erfahren, dass die Mission den Menschen der Umgebung eine Berufsausbildung bietet, z.B. Holzschnitzer, Glaser, Koch, Käser usw. Das Ziel der Mission ist, den Menschen in ihrem dörflichen Lebensbereich eine Zukunftschance zu geben. Denn viele meinen, in Lima das grosse Glück zu finden und landen schliesslich in den Armenvierteln ohne jegliche Zukunftsaussichten.

Vor dem Punta Olympica
Sonntag, 8.9.2013
Wir bedanken uns für die grossartige Gastfreundschaft und spenden dafür 50 Soles. Im Dorf bewundern wir noch die vielen schönen holzgeschnitzten Balkone, bevor wir uns wieder auf den Weg machen.  Beim Abzweiger im Dorf Acochaca,  in Richtung Yanama, verabschieden wir uns von Miguel, denn sein Weg führt nach Süden und unserer  von ca. 2800müM auf den nächsten Pass von 4070müM. Ab jetzt nicht mehr auf Asphalt, sondern auf schlechter Piste. Wir passieren noch ein weiteres sehr schönes Dorf, wo der Einfluss der Italiener zu sehen ist. Die Menschen hier begegnen uns überall sehr aufgeschlossen und freundlich und wir sind frohen Mutes. Irgendwann, in einem Dorf, machen wir Mittagshalt bei einer Sopa de Gallina, einer Hühnersuppe und einer Gelantine zum Nachtisch. Hinter dem Dorf wird die Piste dann ziemlich übel und wir kämpfen uns weiter nach oben. Am späten Nachmittag, mit Blick auf Gletscher und Schneeberge, ist auch endlich der zweite Pass erreicht. 6 km vor Yanama finden wir einen geeigneten Platz zum Zelten mit wunderbarer Sicht auf die Berge.

An der Plaza von Chacas

Blick von unserem Zeltplatz vor Yanama
Montag, 9.9.2013
Nach dem Haferbrei-Z`morge holpern wir zum Bauernhof der hiesigen italienischen Mission, wo wir sehr guten Mozarellakäse kaufen und weiter hinab nach Yanama.  Die gelehrte Schnitzkunst manifestiert sich an einigen Gebäuden, dem sehr schönen Gemeindehaus, und die eben erst eingeweihte Kirche wirkt etwas protzig. Wir kaufen das Nötigste ein, tanken etwas Wasser auf und machen uns mal wieder bergauf in Richtung dritten Pass. Als wir wieder die Nationalparkgrenze erreichen, wird die Piste oberübel: viele grosse Steine und zum Teil tiefer loser Schotter. Ab jetzt schiebt Katja zumeist das Fahrrad, weil ihr ein Fahren nicht möglich ist. Sogar Christian fällt das Fahren schwer, und auch er kommt nur mühselig vorwärts. Ziemlich k.o. sind wir froh, am Abend einen schönen Zeltplatz an einer Lagune unterhalb von zwei Gletschern  zu finden. Nach unserem Z`nacht (Reis mit Mayo und Möhrengemüse) kriechen wir müde in unsere warmen Schlafsäcke und tausende Sterne funkeln am Himmel.

Käser unter italienischem Einfluss
Dienstag, 10.9.2013
Schon in der Nacht überziehen Wolken den Sternenhimmel und es schneerieselt ab und zu. Am Morgen sind wir von dichtem Nebel umhüllt. Wir lassen uns Zeit mit dem Aufstehen und frühstücken anschliessend erst einmal gemütlich. In der Zeit lockert der Nebel etwas auf. Als wir zusammengepackt haben und startklar sind, ist die Sicht noch besser geworden und wir packen die noch fehlenden 500 Höhenmeter an. Die Piste ist leider über Nacht nicht besser geworden und wieder gibt es viel Schubarbeit. Aber dafür ist die Landschaft mit den vielen kleinen Lagunen sehr schön und lässt uns immer wieder für geniessende Augenblicke verweilen. Schliesslich erreichen wir auch den dritten Pass in unserer Runde, der 4700müM hoch ist. Welch grandioser Blick: Schneeberge, Gletscher, eine beindruckende Serpentinen-Piste und türkisblaue Seen in der Tiefe. Es ist Zeit für ein Mittags-Picknick mit Buena Vista! Danach machen wir uns holpernderweise auf den Weg nach unten. An ein Herunterrauschen ist nicht im Entferntesten zu denken. Aber das macht nicht`s, die Hauptsache ist, es geht bergab! An einem rauschenden Gletscherbach finden wir das benötigte Wasser und einen wunderbaren Übernachtungsplatz. Schön ist der Blick zur beeindruckenden Spitze des 6395m hohen Huandoy.  Auffallend ist, wie sehr sich in der Cordillera Blanca die wunderschönen Gletscher zurückgezogen haben oder zum Teil schon ganz fehlen.

Von weit unten kommen wir hoch...
Doch da geht es ja auch schon wieder runter
 Mittwoch, 11.9.2013
Gut ausgeruht stürzen wir uns weiter in die Tiefe, vorbei an den herrlich türkisblauen Seen und an steil aufragenden Felswänden immer, immer weiter hinab ins Tal. Am Nationalparkausgang sagen wir wahrheitsgemäss, dass wir aus Yanama kommen und müssen deshalb nur 5 Soles Eintrittsgebühr bezahlen. Bei Übernachtungen im Park würden 65 Soles fällig, was uns veranlasst, doch etwas zu flunkern. Schon bald kommt uns unser Mittags-Restaurant entgegen, wo wir gebratene Forelle aus dem hauseigenen Teich speisen. Grad beim Restaurant zweigt die bessere der beiden ins Tal führenden Strassen nach rechts ab. Der kurze Anstieg lässt uns Zweifeln ob wir auf der richtigen Fährte sind, doch Cass hat sowas erwähnt.  Der Talboden scheint noch unendlich tief zu liegen….aber schliesslich erreichen wir Yungai an der Hauptstrasse auf ca. 2300müM. Von hier brausen wir im Sausetritt die noch15 km bis nach Caraz und der sehr entgegenkommende Wind braust ebenfalls. Im nahe der Plaza gelegenen Hotel San Marco mit drei schönen Innenhöfen finden wir ein angenehmes Zimmer für die nächsten zwei Nächte.

Berg: Huandoy
Was soll man da noch sagen....
Donnerstag, 12.9.2013
Heute gibt es so einiges zu erledigen: Wäsche waschen, Papierkram für die gebuchte Frachtschiffreise erledigen, die Reiserücktrittversicherung abschliessen( konnten wir in Huaraz noch nicht, weil wir zu der Zeit noch keine Buchungsbestätigung hatten), Einkaufen, Wasser filtern, Fotos auf den Computer laden und Blog schreiben. Ne ganze Menge, nicht wahr, aber wir haben es geschafft; uff!

Freitag, 13.9.2013
Milu und Frank aus Deutschland, d.h. Milu kommt eigentlich ursprünglich aus dem Iran, sind ebenfalls Hotelgäste. Die Beiden reisen seit acht Monaten mit öffentlichen Verkehrsmitteln durch Südamerika und wollen noch ca. ein Jahr unterwegs sein Wir geben noch Reise-Tipps  weiter, bevor wir uns um 9.30 Uhr endlich auf den Weg machen. Von Caraz geht es weiter bergab bis zum Cañon del Pato (Entenschlucht). Hier hört die asphaltierte Strasse auf und wir holpern durch die enge, eindrucksvolle Schlucht mit beidseitig steil aufragenden, hohen, steinschlaggefährlichen Wänden und vielen Tunneln.  An diesem Ort rücken die Cordillera Blanca, die Cordillera Occidental und die Cordillera Negra dicht zusammen. Am Gestein kann man das stellenweise auch ganz gut erkennen. - Am anderen Ende des Cañons, im Ort Huallanca, nehmen wir in einem  Restaurant unsere Mittagsmahlzeit ein. Danach führt die Strasse vorerst weiter bergab bis auf ca. 1200 müM und steigt dann nochmals 200 m an bis zum kleinen Dorf Yurimarca. Da die zunehmende Hitze und der Wind, der hier ab Mittag immer sehr stark talaufwärts bläst, uns  arg zu schaffen machen, beschliessen wir um 15.30 Uhr, es für heute gut sein zu lassen.  Am Abend warten wir darauf, bis sich die Luft endlich etwas abkühlt und wir schlafen können. Wir sitzen wir vor unserem Zimmer und beobachten das Dorfleben. Bis in den späten Abend harren die Apfel- und Mandarinenverkäufer tapfer aus, um evtl. doch noch den einen oder anderen Sol verdienen zu können.

In der Entenschlucht
Samstag, 14.9.2013
Heute stehen wir bereits um 5.00 Uhr auf und sind um 7.00 Uhr auf unseren Rädern. Wir wollen die noch etwas kühleren Morgenstunden nutzen. Doch sobald die Sonne höher am Himmel steht, heizt die Luft auf. Um 9.00 Uhr ist es bereits wieder richtig heiss. Unser Weg führt wieder bergab entlang des Rio Santa. Es geht durch eine trockene, unwirklich wirkende Welt mit vielen verlassenen Kohleminen und auch wieder durch eine enge Schlucht  mit vielen Tunneln. Im trostlosen Wüstenkaff Chuquicara machen wir Mittagshalt. Heute gibt es eine grosse Portion Reis, Erbsenpüree, Maniok,  Salat und gekochtes Schaffleisch für umgerechnet 2 Euro pro Person. Hier sind wir auf dem bisherigen Tiefpunkt unserer Reise durch Peru angelangt: wir sind auf 550müM. So tief waren wir das letzte Mal beim Grenzübertritt von Argentinien nach Bolivien; in Bermejo. -  Nachdem wir noch Avocados und Brot eingekauft haben, zweigen wir ab in die bergaufführende Strasse eines  anderen Flusstales. Das Strässlein führt hier durch eine riesige Geröllwüste mit steinschlaggefährlichen Steilwänden. Entlang des Flusses erfreuen wenige grüne Flecken unsere Augen. An den Geröllhängen wachsen verschiedene Arten Kakteen und Agaven. Ansonsten wirkt die Landschaft auf uns sehr lebensfeindlich. Trotzdem leben auch hier Menschen in zum Teil sehr armseligem Umfeld. - Als wir die dritte Brücke in dem Tal  überqueren möchten, geht das nicht, weil die Brücke schon besetzt ist. Das heisst: ein kleiner Tanklaster ist mitten auf der Brücke mit einem Hinterrad durch die maroden Holzladen, zum Glück auf die tragende Metallkonstruktion, durchgebrochen. Nach einigen erfolglosen Befreiungsversuchen kommt zufällig ein Tieflader mit einem 30tTonnenbagger drauf das Tal herunter. Dieser zieht den Tanker aus dem Loch und, wir glauben es nicht, fährt selber über die zu schmale Brücke. Dabei zerstört oder beschädigt er die zur Verstärkung angebrachten 3-Eck-Konstruktionen neben der „Fahrbahn“. Da die nächste gleiche Brücke nur ca. 300 Meter weiter unten ist, wird kurzerhand auf der frisch asphaltierten Strasse zu selbiger gefahren. Man kann sich vorstellen was das für Spuren auf der dünnen Belagsschicht hinterlässt! Südamerika live! - Da wir über eine Stunde bei dem Brückendrama verweilt haben, ist es bereits fast 17.00 Uhr und Zeit, sich um einen Übernachtungsplatz zu kümmern.  Wenige Meter vor den Brücken hatten wir ein relativ grosses Haus passiert; dort fragen wir nach und erhalten sogar ein Zimmer für uns. Die Familie hier betreibt eine Bauernwirtschaft mit einer Bananenplantage, einigen Kühen, Schweinen, Schafen , Hühnern und  einer Meerschweinchenzucht.  Am Abend bringt uns die nette Hausherrin einen wohl typischen peruanischen Nachtisch: Festes, süsses Kürbismus.

Da hilft auch ganz fest Gucken nichts!
Sonntag, 15.9.2013
Der Familienrat unserer Gastgeber hat entschieden, dass wir für die Unterkunft nicht zu zahlen brauchen, doch wäre eine kleine Spende willkommen. Wir zahlen gern 20 Soles und erhalten noch einen Bund Bananen mit auf den Weg. - Heute sind wir gegen 8.15 Uhr wieder auf der Strasse, die noch ca. 40 km im angenehmen Bergauf durch das Flusstal führt. Ca. 20 km vor dem Dorf Pallasca geht es dann zur Sache. Das Strässlein windet sich nun in recht steilen Serpentinen nach oben. Es ist ganz schön anstrengend. Zum Glück können wir von den erhaltenen Bananen zehren. Nach 50 km und 1600 Höhenmetern kommen wir durch ein kleines Dorf und fragen nach einer möglichen Unterkunft für die Nacht. Auch hier haben wir wieder Glück und erhalten von den freundlichen Leuten ein Zimmer.

Mondinsel zum zweiten (im Titicacasee war die Erste)
Montag, 16.09.2013
Bis zum Dorf Pallasca sind noch 600 Höhenmeter zu überwinden. Doch vorerst ist noch Ruhe angesagt, denn Christian fühlt sich schlecht. In seinem Magen scheint ein Wackerstein zu sein. Ausserdem plagt ihn ein unangenehmer Schluckauf. Die Nacht hat er kaum geschlafen.  Gegen Mittag  fühlt er sich etwas besser, wir packen zusammen und machen uns auf den Weg. Eine anstrengende Angelegenheit! Denn die Strasse führt in zum Teil unangenehm steiler Steigung weiter nach oben, teilweise so steil, dass wir schieben müssen. Nach 11km und fast vier Stunden erreichen wir endlich Pallasca. Christian ist völlig k.o., was seinem schlechten Gesundheitszustand und der starken Anstrengung zuzuschreiben ist. Aber auch Katja ist ziemlich geschafft, obwohl es ihr gut geht. Schlussendlich stellen wir fest, dass wir auf den letzten 20 km bis Pallasca 1800 Höhenmeter gestiegen sind. - An der schönen Plaza des Dorfes finden wir eine  einfache und leider ziemlich schmuddelige Unterkunft. Christian legt sich sofort auf`s Bett, während Katja für das Abendessen einkaufen geht. Heute kochen wir uns Kartoffeln an einer Tomaten-Pilz-Sauce und dazu Möhrengemüse.

Frühstückbuffet
Dienstag, 17.9.2013
Christian fühlt sich heute schlecht und er hat auch Fieber bis 38,7°C.  Der Schluckauf hält weiter an  und noch immer fühlt er wie einen Klumpen in seinem Magen, dazu gesellt sich Durchfall. Es schaut wieder einmal mehr nach einer Zwangspause aus. Christian liegt holpernd im Bett, während Katja das Dorf erkundet und dabei sehr nette und hilfsbereite Menschen kennen lernt, z.B. Ala, die hier eine kleine Cafeteria betreibt und herzhafte und süsse Leckereien zubereitet. So etwas findet man in Peru in einem dörflichen Umfeld eigentlich nie.  Sie bereitet für Christian einen Tee mit dem Kraut Caraja, welches gut bei Magen- und Darmbeschwerden helfen soll.

Plaza in Pallasca
Mittwoch, 18.9.2013
Das morgendlich etwas zurückgegangene Fieber steigt nachmittags wieder an und der Schluckauf macht Christian zu schaffen. Dieser  ist teilweise so schlimm, dass er kaum Luft bekommt. Katja erkundigt sich nach möglichen Transportmöglichkeiten, um von unserem Abstellgleis Pallasca wegzukommen.   Denn hier gibt es im Notfall nur ein sehr einfach ausgestattetes Gesundheitszentrum, keine Apotheke und die weitere Strecke ist vorerst zu anstrengend für einen angeschlagenen Gesundheitszustand. Leider gibt es keine Transporte zum eigentlich näheren und grösseren Trujillo. Es fahren alle Busse via Chimbote,  wo wir umsteigen müssen und es weitere 1,5…2 Stunden Busfahrt nach Trujillo sind. So ein Mist!  Die hilfsbereite Ala rät uns, doch bei der Polizei nachzufragen, denn diese macht manchmal auch Notfall-Transporte. Gesagt, getan! Doch die Polizei darf nur innerhalb der zuständigen Region solche Transporte machen und kann uns deshalb auch  nur bis nach Chimbote bringen. Nun gut, wenigstens haben sie einen Pickup, auf dem wir unsere Fahrräder und das Gepäck praktischer und besser laden können. Morgen um 10.00 Uhr sollen wir vorbeikommen und uns wegen des Preises keine Sorgen machen.

Gasse in Pallasca
Donnerstag, 19.9.2013
Bevor wir um 10.00 Uhr bei der Polizei sind, verabschieden wir uns von Ala und ihrem Ehemann Santiago, der uns noch beim Aufladen unserer Sachen hilft. Doch die Trennung von unseren neuen Freunden dauert  nicht lange, denn um 11.00 Uhr ist es noch immer nicht losgegangen und der Polizeichef meldet, dass erst um 13.00 Uhr abgefahren wird, weil die Strasse zuvor noch wegen Bauarbeiten gesperrt ist. Wir gehen zurück in die Cafeteria und Ala fragt beim benachbarten Busunternehmen nach, was mit der Strasse los sei. „Nichts, was soll denn schon sein?“  Letztendlich ist es wohl so, dass der Chef der Polizeistation diese Fahrt mit einem Wochenend-Verwandtenbesuch auf Kosten der Polizei verbindet, deshalb zuvor noch alles erledigt sein muss und eine weitere Mitfahrerin erst ab 13.00 Uhr mitfahren kann. Nun gut, essen wir eben bei Ala noch je zwei feine Sandwiches zum Mittag und zum Nachtisch eine süsse Milchcreme. Um 13.30 Uhr ist dann tatsächlich endlich Abfahrt und die Höhenmeter unseres schweisstreibenden Aufstieges werden schnell vernichtet. Welch ein Jammer!  Dreieinhalb Stunden später erreichen wir die Panamericana und kurz darauf eine Tankstelle 3km vor Chimbote. Hier sollen wir unsere Sachen abladen und selbst in die Stadt fahren. Da wir etwas perplex reagieren, erklären die beiden Polizisten uns, dass sie mit ihrem Auto nicht in die Stadt reinfahren dürfen. Als wir alles ausgeladen haben und das Gepäck an unseren Fahrrädern montieren, fragen sie nach, ob Christian in seinem Gesundheitszustand überhaupt Fahrradfahren kann. Plötzlich könnten sie  doch in die Stadt fahren und uns zu einer Unterkunft bringen, doch nur mit maximal einem Fahrrad hinten drauf. Katja müsste mit ihrem Fahrrad hinterherfahren. Jetzt wird es so richtig umständlich und die Polizei kann sich nur mit immer abstruseren Lügen über Wasser halten.  Auf derart gut gemeinte Hilfe verzichten wir gerne, auch wenn die Fahrt in die Stadt für Christian schwer werden wird. Zum Abschluss wird erwartet, dass wir, den vom Staat bezahlten Treibstoff, auch noch bezahlen und ihre Arbeit sollen wir auch honorieren.   Mit 50 Soles ist alles klar. Bei wirklicher Hilfsbereitschaft und etwas Herzlichkeit hätten wir gern auch mehr gegeben. So haben wir 10 Soles weniger bezahlt, als es mit dem Bus gekostet hätte. - Wir radeln in die Stadt und finden nach drei Anläufen eine passende Bleibe. Zum Glück geht es Christian besser und der Schluckauf hat sich weitestgehend verabschiedet. Wahrscheinlich hat ihm so ein Magen-Darm-Parasit mächtig zu schaffen gemacht. Trotzdem ist vorerst noch Ruhe angesagt.

Mit Ala und Santiago in der Cafeteria
Freitag, 20.9.2013
Heute erkunden wir die Fischerstadt Chimbote. Dabei kommen wir beim Fischereihafen vorbei und sehen dort viele Pelikane, die darauf warten, einen leckeren Fisch zu erhaschen. Es sind sehr schöne und eindrückliche Vögel, vor allem, wenn man mitten unter ihnen ist. - Wir erledigen Einkäufe und Besorgungen, bringen unsere Schmutzwäsche in eine Wäscherei und Christian besucht einen Friseur.

Welches ist der grösste Flamingo?
Samstag, 21.9.2013
Auch heute gehen wir es nochmals ruhig an. Der morgendliche Küstenhochnebel, der den ganzen Tag liegen bleibt, lässt alles grau und ein wenig trostlos erscheinen. - Die Wäsche muss aus der Wäscherei wieder abgeholt werden, ebenso ist wieder einmal Wasser zu filtern und für die morgige Weiterfahrt einzukaufen. Wir nutzen den Tag, um unseren Blog zu aktualisieren. Katja geht noch einmal die Pelikane im Fischereihafen besuchen. Es ist sehr schön, ihnen ein Weilchen zuzuschauen. Zum Mittag gehen wir in einem Restaurant essen. Christian probiert einen Meeresfisch, der ihm allerdings nicht so gut schmeckt. Katja testet endlich mal das weit verbreitete Cebiche, in diesem Fall ein Mixto mit rohem Fisch und rohen Meeresfrüchten an einer scharf gewürzten Limettensauce. Dazu gibt es Maniok und Salat. Dieses Gericht probieren wir nur in Meeresnähe und wo es viel umgesetzt wird.

Vor Chimbote liegen  Jim's Boote


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen