Von El Bolson nach Puerto Puyuhuapi



Freitag, 26.10.2012
Nach dem Zusammenpacken beginnt es aus dem wolkenverhangenen Himmel zu nieseln. Der folgende Dauerregen begleitet uns im grünen Tal des Rio Epuyen.  Aufheller des grauen Tages sind die vielen bunten Lupinen am Wegesrand. Nach Epuyen biegen wir von der Ruta 40 auf die RP 71 ab und sehen am Horizont ein blaues Loch am Himmel, welches sich rasant vergrössert. Während dem Aufstellen des Zeltes in einem Pinienwäldchen  bricht die Sonne durch, so dass wir an der Wäscheleine unsere Sachen aufhängen und während der klaren Nacht alles gefrieren lassen können.

Samstag, 27.10.2012
Der klare Himmel der Nacht bleibt klar, schier wolkenlos. An der Sonne wird es schnell angenehm warm; doch das, im Schatten stehende Zelt braucht bis nach dem Frühstück, bis die dicke Reifschicht aufgetaut ist. Während der Fahrt auf der eher ebenen Ruta Provincial 71 bis nach Cholila  tauen auch wir auf. Cholila ist der letzte Versorgungspunkt vor dem Nationalpark Los Alerces. Im dazwischen liegenden Tal sehen wir Flamingos und andere Wasservögel. Am Lago Rivadavia, bereits im Nationalpark, schlagen wir auf einem Camping libre unser Nachtlager auf. Camping libre bedeutet: Möglichkeit im Nationalpark legal und kostenlos zu campen; meist ohne irgendwelche Infrastruktur, in dem Fall hätte es eine Toilettenanlage gehabt, die aber ausserhalb der Saison geschlossen ist.

Tal vom Rio Carrileufu vor dem Nationalpark Los Alerces
Sonntag, 28.10.2012
Der Nationalpark wurde eingerichtet um „los Alerces“, die sehr seltene, langsam wachsende Patagonische Zypresse zu schützen. Im Park steht ein Exemplar „El Abuelo“= Grossvater, das 2600 Jahre alt sein soll. Aber auch hier: Die Boote, die zur Insel mit dem 17m hohen Baum mit einem Stammumfang am Fuss von 2200mm übersetzen, fahren nur in der Saison. Katja macht die kleine, 30 minütige Wanderung entlang des Rio Mendenez  zu einer 300 Jahre alten Alerce. Unterdessen hütet Christian die Räder und näht den Saum eines Ärmels seiner Softshell-Jacke wieder an; er wird von zwei Wanderführern gefragt: „Hast du eine Gruppe von ca. 20 Kindern gesehen?“. „Nein!“. „Wir haben unsere Gruppe verloren.“  - Die Strecke entlang des Lago Futalaufquen bietet sehr viele wundervolle Ausblicke, über den See und die ihn umgebenden Schneeberge. Auf einem der 5…6 Camping libre am Lago Futalaufquen…. Na ja, ihr wisst schon… wunderschön und Nachtlager und so weiter…

Am Rio Mendenez
Montag, 29.10.2012
Nach dem Durchqueren des kleinen Ortes Villa Futalaufquen verlassen wir den Nationalpark Los Alerces in Richtung Trevelin. Die feine Asphaltstrasse führt an Lagunen mit Flamingos vorbei und schlängelt sich mit leichten Steigungen und Abfahrten durchs Gelände. In Trevelin ist wieder mal ein Camping mit warmen Duschen fällig.

Am Lago Futalaufquen
Dienstag, 30.10.2012
Auf der Fahrt zur chilenischen Grenze bricht Christians vorderer Gepäckträger, den er mit Holzstücken und Schnur soweit wieder herstellen kann, dass wir nach zwei Stunden weiter können. Die, von blühenden Ginsterbüschen gesäumte Strasse führt genau in das Tal rein, in dem die schwärzesten Regenwolken hängen. Uns begleiten einige leichte Nieselregen. Kurz vor der Grenze werden die Schauer intensiver. Zum Glück erreichen wir noch vor dem grossen  Regen den Camping libre bei der Brücke über den Rio Grande und können unser „Mobile Home“ unter dem Vordach der WC-Anlage aufschlagen. Hurra wir sind am Trockenen! „Draussen“ kann es jetzt ruhig regnen….

Auf dem Weg zur chilenischen Grenze
Mittwoch, 31.10.2012
Draussen regnet es ruhig weiter… Wir schlafen aus und bleiben für heute unter dem Vordach. Katja schreibt stichwortartig das Erlebte ins Tagebüchlein, damit wir Anhaltspunkte für unseren Blog haben und Christian verbessert die Reparatur des gestern gebrochenen Gepäckträgers. Dank voraussichtiger Planung J haben wir genügend Futter, um diesen Schlechtwettertag überbrücken zu können.

Doppelt hält besser
Donnerstag, 1.11.2012
Im ersten Dorf nach der Grenze, Futaleufú, besorgen wir uns Chilenische Pesos und Esswaren. Wir fahren im schönen Tal des Rio Futaleufú bei wechselnder Bewölkung bis vor den Ort Puerto Ramirez, wo wir auf einer Anhöhe bei starkem Wind unser Zelt aufstellen.

Im Tal Futaleufu
Freitag, 2.11.2012
Das Zelt lässt sich gerade noch relativ trocken einpacken…… dann hat es uns „verschifft“… am Abend bricht die Sonne durch und die Klamotten am Leib werden fast wieder trocken. Auf dem Fussballplatz von Santa Lucia zelten wir und verbringen den Abend mit den zwei Strassen-Bauarbeitern Octavio und Victor bei Spagetti und Rotwein. Sie wohnen für 20 Arbeitstage in temporären Unterkünften im Ort und gehen dann für zehn Tage zu ihren Familien zurück.

Samstag, 3.11.2012
Von nun an geht es auf der Careterra Austral, oder Ruta 7, südwärts. Bevor es aber weiter geht, müssen wir ab 12 Uhr eine halbe Stunde warten, bis in einem der drei Läden das Brot fertig gebacken ist und gekauft werden kann.  - Wir hätten nicht auf dem Fussballplatz campieren müssen, denn 3..4km nach Santa Lucia passieren wir einen schönen, am Rio Frio gelegenen und sehr preiswerten Campingplatz. Die Schotterstrasse führt in stetigem Auf und Ab durch die sehr vielfältige Vegetation des kalten Regenwaldes. Riesige Farne und regenschirmgrosse Blätter der Nalcas entlang der Strasse beeindrucken uns. Wunderschön finden wir auch die mit Schlingpflanzen und Flechten behangenen Bäume und das allgegenwärtige Rauschen und Murmeln der Bäche und Wasserfälle. Diese Wasserläufe werden gespeist, vom ebenfalls allgegenwärtigen Regen; wir sind schliesslich im Regenwald. – Am Abend, nach dem Einräumen des Zeltes, hören wir Bremsgequitsche und Florian, ein Solo-Tourenfahrer aus Deutschland, gesellt sich zu uns. Wir kochen gemeinsam in unserem Zelt während die Intensität des Regens stärker wird.

Im Nationalpark Queulat
Sonntag, 4.11.2012
Auch heute Morgen packen wir unser Zelt fast trocken ein, fahren aber später im Nieselregen bis nach La Junta wo wir wieder Lebensmittel kaufen können. Wir passieren sehr viele Fuchsia-Sträucher, deren Blüten aber noch nicht offen sind. Dafür leuchtet sehr häufig ein anderer rot blühender Baum durch das eher gräuliche Grün des kalten Regenwaldes. Die Suche nach einem Schlafplatz wird durch das Erreichen eines Campingplatzes am Lago Risopatron im Nationalpark Queulat beendet, der in der Saison mit fast unanständigen Preisen bewirtschaftet wird.

Montag, 5.11.2012
Ein kurzer Unterbruch der Regenschauer erleichtert das Abbauen der Zelte. Aber schon bald giesst es wieder recht stark, so stark, dass wir drei nach der kurzen Fahrt nach Puerto Puyuhuapi beschliessen, einen Campingplatz mit Unterstand zu suchen und den Regen vorbeiziehen zu lassen. Die Wetterprognose, die wir in der Tourist-Info erfragen, verspricht für Mittwoch, also übermorgen, Sonnenschein. Der kleine Camping La Sirena befindet sich im Ort am Meeresarm, wird von zwei liebenswürdigen älteren Menschen betrieben und bietet mit Plastikfolie überdachte Zeltplätze und einen Aufenthaltsraum mit Tischen, Bänken und einem Holzofen, zu angemessenen Preisen. Den Rest des Tages regnet es in Strömen und wir geniessen die Wärme des Ofens, tauschen Erfahrungen aus und kochen gemeinsam mit Flo das Abendessen.

Im Aufenthaltsraum des Camping La Sirena
Dienstag, 6.11.2012
Es giesst und giesst und… Wir sind sehr froh, einen so guten Ort gefunden zu haben, um die Sintflut vorüberziehen zu lassen. Während des Tages wird es immer kälter und das zur Verfügung gestellte Feuerholz verschwindet Stück für Stück im Ofen. Trotzdem wird es im nicht isolierten Raum nicht richtig warm, aber wir bleiben zumindest trocken. Ob das Wetter morgen wohl wirklich besser wird?

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