Von San Ramón de la Nueva Orán nach Cochabamba



Samstag, 20.4.2013
Christian versucht unsere Route auf einer Online-Karte zu veröffentlichen. Der  Link wird im Blog auf der Startseite oben rechts eingerichtet. Gegen Abend ist es geschafft. Leider fehlt noch ein kleines Stückchen unserer Reise in der Gegend von Puerto Madryn…. Katja schreibt E-Mails, pflegt unsere Kontakte und kauft für den morgigen Radlertag ein.

Sonntag, 21.4.2013
Mit dem Sonnenaufgang fahren wir los. Subtropischer Regenwald wechselt sich mit Bananenplantagen ab. An der leicht ansteigenden, verkehrsarmen Route gibt es etliche kleine Dörfer. Wir sehen viele Tukane über die Strasse fliegen, deren grosse Schnäbel in der Morgensonne orangefarben leuchten. Des Weiteren beobachten wir zwei verschiedene Arten grosser Papageien. Wir herrlich doch die Vogelwelt hier ist! Gegen Mittag erreichen wir über die jetzt wellig gewordene Strasse den Grenzort Aguas Blancas, wo wir alle verbliebenen Frischprodukte verspeisen, um unbehelligt die Grenze nach Bolivien passieren zu können. Beim Grenzposten Bermejo erhalten wir auf Nachfrage beim freundlichen Grenzbeamten problemlos 90 Tage Aufenthaltsbewilligung. Normalerweise gibt es bloss 30 Tage, die man dann im Land in grösseren Städten bis auf 90 Tage verlängern kann. So bleiben uns die „Verlängerungsmanöver“ erspart. Unsere Sorge, einen Geldautomaten zu finden, erweist sich als unnötig. In Bermejo kann man bei verschiedenen Banken Geld abhobeln. Die Märkte und Geschäfte sind auf argentinische Kundschaft ausgerichtet und bieten viele Textilien und Schuhe. Unsere verbliebenen argentinischen Pesos tauschen wir zu einem unglaublich schlechten Kurs von ca. 0.8 Bolivianos pro Peso. Wenn man den Kurs über den Euro umrechnet, müssten es ca. 1.3 Bolivianos/Peso sein.  Was ist bloss mit der argentinischen Währung los, wenn sich das ärmste Land in Südamerika, Bolivien, einen derartig schlechten Wechselkurs erlaubt? Im zentral gelegenen Hotel „International“ gibt es WiFi, bloss nicht sonntags… ansonsten können wir sogar unsere Räder in das grosse, günstige und saubere Zimmer nehmen.


Noch ist es kühl
Montag, Dienstag, Mittwoch, 22…24.4.2013
Auf der sehr höhenmeterträchtigen, „hoch und runter“ Strecke von Bermejo, auf ca. 500 müM, bis Tarija, das auf ca. 1900 müM liegt, legen wir auf 195km 3800 Höhenmeter im Aufstieg zurück. Anfangs folgt die Strasse dem subtropischen Tal des Rio Bermejo, das von sanften Hügeln umgeben ist. Die erste Nacht campen wir unter dem Vordach der Krankenstation des kleinen Dorfes Emburuzu. Mit zunehmender Höhe wird die Vegetation karger und trockener. Wir passieren die Baumgrenze und verbringen die zweite Nacht ca. 20 km vor Padcaya mit eher knappen Wasservorräten auf 2100  müM. Anderntags können wir im grösseren Dorf Wasser tanken und auf einem Markt einkaufen. Die Strecke nach Tarija wird geprägt von Bergen und Tälern mit kleinen Feldern. Auf den bewässerten Grundstücken werden Getreide, Mais und Kartoffeln angebaut. Auf den letzten hügeligen Kilometern geht es vorbei an vielen Rebstöcken, die vor ca. einem Monat abgeerntet wurden, bis zu einer Strassenblockade, kurz vor der Stadt. Es stehen Lastwagen und Busse kreuz und quer auf der Strasse, so dass nur Fussgänger und Zweiräder passieren können. Wie wir später erfahren, wird für geringere Steuern gekämpft. Ob erfolgreich, wissen wir nicht, jedenfalls wird das Bloqueo nach 3 Tagen aufgelöst und es ist ein deutliches Aufatmen in der Bevölkerung spürbar. Von der Abriegelung der Stadt sind schon Einige betroffen: Reisebüros, die Exkursionen anbieten, Händler, deren Waren mit Schubkarren durch die Blockade transportiert werden müssen, Transportunternehmen…… - Bis wir eine passende Unterkunft gefunden haben, lernen wir die Stadt recht gut kennen. Wir landen im Hostal Bolivar, unweit der Hauptplaza und des „Mercado central“.

Rio Bermejo

Vor Tarija
Donnerstag, Freitag, Samstag, 25….27.4.2013
In den drei Tagen durchkämmen wir die Innenstadt von Tarija, mit ihren schönen palmenbestandenen Plazas und einigen kolonialen Gebäuden. Durch Zufall können wir die „Casa Azul“ mit einer Gruppe Peruanern auch von innen besichtigen. Die „Casa Dorada“, die dazumal dem gleichen spanischen Auswanderer-Ehepaar gehörte wie die „Casa Azul“, ist heute ein Kulturzentrum und Museum, das mit Führungen offiziell besichtigt werden kann. Auf einem Markt ausserhalb des Zentrums werden vorherrschend Fahrräder und deren Ersatzteile verkauft. Christian findet dort Ersatz für sein angeschlagenes Tretlager und darf freundlicherweise den Spezialschlüssel für dessen Montage ausleihen. Rund um Tarija werden von vielen Kleinbauern Trauben angebaut, die von grösseren Weinherstellern gekauft und gekeltert werden. Die Anbaugebiete reichen bis auf 2300 müM und gehören zu den höchstgelegenen Rebbergen der Welt. Über ein Reisebüro buchen wir eine Wein-Tour. Wir besuchen eine industrielle und eine traditionelle Kelterei, sowie eine Trauben-Schnaps Brennerei. Die hier produzierten Tropfen sind sehr schmackhaft, werden aber nur für den nationalen Konsum produziert. Recht gute Weine sind im Handel für unglaubliche ca. 2 Euro pro Flasche erhältlich. Auf den Märkten und in den Strassen kann man sich mannigfaltig und sehr preiswert verpflegen. Die „Küchen“ in den Strassen bestehen aus Handkarren, Gasflasche mit Rechaud und vielen Töpfen mit Vorgekochtem. Auf dem Markt, in der Restaurantabteilung, wird Essen im grösseren Stil zubereitet und man kann sich zum Essen an einen Tisch setzen. Wie das verführerisch duftet! Für einen Teller Suppe mit Huhn bezahlt man ca. 80 Rappen, Hauptgerichte, wie z.B. Schweinebraten mit Reis und Gemüse, werden für ca. 2 Franken angeboten. Selber kochen ist teurer, aber hygienisch sicher einwandfreier…. Zum Trinken gibt es viele frisch gepresste Säfte, leckere Milchshakes und uns unbekannte Erfrischungsgetränke aus Wasser, Zucker und eingelegten Dörrfrüchten oder zermahlenen Samen.

Casa Azul, Blaues Haus
Auf dem Markt in Tarija
Hier wird Traubenschnaps, Singani, gebrannt
Johannes der Täufer und Katja.. äh im Weinkeller
Sonntag, 28.4.2013
Wir verlassen Tarija in Richtung San Lorenzo. Ein gutes Stück vor dem Ort zweigt die einsame Schotterpiste in Richtung Potosí ab. Auf dieser eher schlechten Strasse kurbeln wir uns auf 30km 1300 m in die Höhe. Die grossartigen Blicke zurück lassen uns immer wieder neue Kräfte schöpfen. In einem kleinen Weiler können wir Wasser auffüllen, aber nicht zu viel, denn weiter oben, in ca. 15 km soll es eine Quelle geben. Wir kaufen 10 der feilgebotenen „Tamales“, ein Mais-Fleischgericht, das in Maiskolbenblättern verpackt und äusserst nahrhaft ist. Schon am Ende unserer Kräfte taucht die Quelle endlich links neben dem Weg auf. Zum Glück findet sich kurz unterhalb ein Platz zum campen. Unser Glück hält leider nicht lange an: laut muhend kommt ein furchteinflössender Stier die Strasse runter und fühlt sich durch uns merkbar gestört und gebärdet sich sehr angriffslustig. Durch ruhiges zureden von Christian lässt er sich schliesslich zum Weiterziehen bewegen. Uns schlottern die Knie und wir haben mächtig Angst. Was tun? Wir sind erschöpft und können kaum weiter, zumal es sehr unwahrscheinlich ist, auf einen anderen möglichen Zeltplatz zu treffen. Nach dem Eindunkeln kommt ein leerer, klappriger Linienbus vorbei, den wir anhalten und den Fahrer fragen, was wir tun sollen. Er bietet uns den Transport ins nächste Dorf, Iscayachi, an. In einer halben Stunde packen wir zusammen und verfrachten alles in die Klapperkiste. Irgendwie ist der Fahrer sehr schwer zu verstehen, wirkt ab und zu wie besoffen, fährt aber gut. Nach einer halben Ewigkeit kommt das Dorf in Sicht und wir sind froh, heil vor dem Haus des Fahrers aus dem Bus zu kommen. Heute war im Dorf ein grosser Markt mit Fest und es liegen Unmengen an Müll umher. Die Leute wirken alle unfreundlich und komisch. Bei den drei „Hotels“ werden wir mit fadenscheinigen Argumenten unfreundlich abgewiesen. Wir fühlen uns zunehmend unwohl, zumal es stockfinster ist und uns Feindseligkeit entgegenschlägt. Am Dorfausgang, vor einem Laden, fragt Christian zwei ältere Leute, ob sie eine Übernachtungsmöglichkeit für uns wüssten. Nach einigem Hin und Her bieten sie uns das Zimmer ihres Sohnes zum Übernachten an, in das wir zum Glück alles, mitsamt den Rädern, reinnehmen können. Die Nacht bleibt unruhig, weil ständig Leute an der Türe sind. Mal ist es der Sohn, der was reinlegen will und die anderen Male wird nur an der Tür gerüttelt. Wir schlafen schlecht und haben Angst.

Blick zurück, Richtung Tarija
Montag, 29.4.2013
Kurz nach Iscayachi beginnt eine Strassenbaustelle, die auf der schmalen Route in Richtung Villazon mächtig viel Lastwagenverkehr generiert. Wir werden tüchtig eingestaubt, die sehr schlechte Strasse und die Anstiege verlangen uns alles ab. Auf der Anhöhe, wo der Nationalpark „Reserva Biologica Cordillera Sama“ beginnt, kommt eine geteerte Strasse in Sicht, die an den Lagunen vorbei am Horizont verschwindet. „Wow“ freuen wir uns. Leider ist die Strasse noch so neu und weich, dass sie noch gesperrt ist. Ausserdem sind es schlussendlich sowieso nur 10 Km Teer.Von den auf der Anhöhe stationierten Parkwächtern erhalten wir die Erlaubnis, im Park neben der Strasse zu zelten, was wir zwischen den zwei grossen Lagunen auch tun.

Hust hust, es knirscht zwischen den Beisserchen
Dienstag, 30.4.2013
Beim Anstieg in Richtung Yunchara lohnen immer wieder Blicke zurück auf die Lagunen, die Sanddünen und die umliegenden Berge. Auf 4100 müM ist die Passhöhe erreicht und wegen der schlechten Strasse geht es kaum schneller bergab als vorher hoch. In Yunchara füllen wir alle Wasserflaschen auf und erkundigen uns nach dem Weg nach Tupiza. Uns wird geraten, im ca. 15km entfernt liegenden Tojo nochmals zu fragen. Die abenteuerlich angelegte Strasse führt in Serpentinen bergab und bietet oft sehr schöne Ausblicke ins tiefer liegende Tal. Weil es praktisch keine Campmöglichkeiten gibt, beschliessen wir in Tojo zu übernachten. Das Dorf liegt auf ca. 2600 müM und hat wohl ein sehr mildes Klima. Beim Einnachten sehen wir, das Feigenbäume die Strasse säumen. Beim ersten Hotel „El Aleman“ erhalten wir Bescheid, dass alles ausgebucht sei. Es gebe aber noch ein zweites Hotel, wir sollen doch da probieren. Beim Hotel „Torino“ steht ein Kind hinter der Rezeption und sagt, dass sie gar keine Zimmer hätten, es gebe aber eine Unterkunft weiter die Strasse runter…. Am Ende des Dorfes fragen wir am beschriebenen Ort und werden erneut abgewiesen. Keine Zimmer. Also fahren wir wieder zurück zum Hotel „Torino“, das am ehesten den Eindruck eines Hotels hinterlassen hat und fragen, ob wir den Besitzer sprechen könnten: Leider unmöglich! Da verlässt eine Frau, aus den hinteren Räumen kommend, das Restaurant und will an uns vorbeigehen. Christian fragt aber gleich, ob sie die Besitzerin sei und ob wir ein Zimmer bekommen könnten.“ Nein, alles ausgebucht.“ Aha, es gibt da also doch Zimmer denken wir und fragen, ob wir eventuell in der Gaststube unterkommen könnten. Forsch, gereizt und barsch kommt die Antwort: „Nein, das ist ein Restaurant!“. „Wir wissen aber nicht was machen und wären auf Hilfe angewiesen“. Keine Antwort. Also fahren wir wieder in Richtung Dorfeingang und fragen weiter nach einer Unterkunft. Die einzige freundliche Person in diesem Dorf ist eine Frau, die uns gleich in der Nähe eine weitere Unterkunft zeigt. Aber auch dort werden wir barsch und kaltschnäuzig abgewiesen. Was tun? Wir haben richtig Angst und überhaupt keine Lust zum Zelten. Wir fahren 5 km zurück, wo wir beim Herunterfahren, hinter einem verlassenen Haus, einen eventuellen Zeltplatz gesehen haben. Weil immer wieder Autos vorbeifahren, müssen wir sehr vorsichtig sein mit unseren Stirnlampen, um möglichst nicht gesehen zu werden. Trotz massivem Energiebedarf ist uns der Appetit gründlich vergangen. In dieser Nacht schlafen wir wieder sehr schlecht und hören ab und zu in der Ferne das Poltern eines Steinschlags.

Naturreservat SAMA
Strasse nach Tojo
Mittwoch, 1.5.2013
Mit mulmigem Gefühl, wir müssen in diesem „Scheissdorf“ noch Wasser und Lebensmittel kaufen, packen wir zusammen. Gerade als wir die Strasse erreichen, kommt ein LKW gefahren, den wir anhalten. „Wohin?“ „Villazon!“ „Wieviel kostet der Transport dahin?“ „Zehn pro Person“ „Bolivianos?“ „Ja“ „Bueno, aufladen!“. Als wir ins Dorf kommen, findet grad der 1. Mai Umzug statt. Alle Leute sind maskiert und/oder verkleidet und mit sonderbaren Stöcken bewaffnet. Die dumpfe Trommelmusik fährt uns durch Mark und Bein. So ein Glück, den massiven Verhau des Lastwagens um uns herum zu haben. Wir sind uns sicher, in diesem Dorf hätten wir nichts kaufen können. Unser Chauffeur fährt diese enge, abenteuerliche und sehr kurvenreiche Strasse nicht zum ersten Mal und wir kommen so zügig voran, dass einem das Achterbahnfahren vergeht. Gegen 14:00 Uhr kommen wir in Villazon an, es wird abgeladen und wir werden freundlich verabschiedet. Nach einigem Herumfragen gehen wir in dieselbe Unterkunft, in der wir schon vor fast einem Jahr waren. Nachdem wir uns eingerichtet haben, erhalten wir Gesellschaft von einem deutschen Radler-Paar, Mathias und Andrea. Am Abend gehen wir gemeinsam auf den Markt essen und kommen aus dem Erzählen nicht heraus.

Es holpert ganz schön, aber immer noch besser als selber fahren
Donnerstag, 2.5.2013
Heute ist Ruhe und Erzähl-Tag. Die Velos werden gewartet und geputzt. Den Hostelbesitzer fragen wir nach einer möglichen Erklärung, warum wir in der Region Iscayachi / Tojo so unfreundlich empfangen worden sind. Er erzählt uns, dass vor ca. eineinhalb Jahren zwei holländische Radler in dieser Region tot und entkleidet am Fluss gefunden worden seien. Wahrscheinlich bildeten rassistische Motive die Grundlage…. – Wir beschliessen, uns künftig nur noch auf dem sogenannten „Gringo-Pfad“ zu bewegen, wo man sich Touristen gewohnt ist.

Freitag, 3.5.2013
Wie abgemacht, fahren wir um 7:00 Uhr mit Mathias und Andrea los. Bis nach Tupiza sind es 91 km, und wir haben keine Ahnung wie die Topografie ausschaut. Es ist weniger schlimm als befürchtet. In der Mitte findet sich eine lange Abfahrt, bei der wir 700 Höhenmeter verbraten und anschliessend bleibt es wellig. Christian fühlt sich schon kurz nach dem Start saft- und kraftlos. Entweder macht ihm das angebliche Trinkwasser vom Hahn zu schaffen, oder er hat sich auf dem Markt etwas eingefangen. Geduldig warten Andrea und Mathias auf den Nachzügler. Die Hospedaje „Pedro Arraya“ erscheint uns für Radler geeignet, und nach Verhandlungen stimmt auch der Preis: 60 Bolivianos (ca. 7Euro) für schöne Zimmer mit Möbeln aus Kaktusholz, mit Bad auf dem Hof, in dem unsere Räder direkt vor den Zimmern stehen dürfen.

Wer fehlt denn auf dem Bild "Zu viert nach Tupiza"?

Samstag, 4.5.2013
Katja und Andrea kümmern sich um eine 4-tägige, organisierte Jeep-Touristentour in den südwestlichen Zipfel Boliviens und auf den Salar de Uyuni. Nach dem Besuch bei drei von vielen Touren-Anbietern entscheiden sich die Beiden für Alejandro-Tours. Es ist das einzige Touren-Büro, das am dritten Tag die Laguna Verde nicht mehr anfährt, weil diese seit drei Monaten nicht mehr grün ist. Dafür werden schöne Steinformationen und das Tal des Kondors besucht. Wenn die Mindestanzahl von 4 Personen erreicht wird, kostet die Tour 1400 Bolivianos(Bs) (ca. 170 €) pro Nase. Inbegriffen sind Verpflegung und die drei Übernachtungen. Es kommen noch Eintritte in den Alvaroa-Nationalpark 150Bs (ca.18 €) und auf die mitten auf dem Salar de Uyuni gelegene, Insel Incahuasi, 30 Bs (ca. 3.50 €), dazu. Wir Vier sind gespannt, was uns erwartet. Christian liegt mit Magen- und Darmbeschwerden im Bett und wir alle hoffen, dass es ihm morgen wieder besser geht.

Sonntag…Mittwoch, 5…8.5.2013
Vor der Abfahrt um 7.30 Uhr stellen wir unsere Fahrräder in der Garage des Touren-Büros unter und geben das für die Tour nicht benötigte Gepäck ab. Dieses verstaut der Chef in der Zeit in seinem Haus, so sagt er uns. Dann geht es los; der Chauffeur, die Köchin und wir Vier in einem Toyota-Geländewagen, der gut gewartet zu sein scheint. Am ersten Tag steht eine lange Fahrt an, und es gibt neben dem Mittagshalt in einem Dorf nur kurze Stopps: El Sillar,

El Sillar
 eine Landschaft mit roten Bergformationen, bei den Ruinen von San Antonio und oberhalb der Morejon-Lagune, die auf 4850 müM liegt.

Laguna Morejon
 Die Einwohner des Ruinen-Dorfes sind im 16./17. Jahrhundert entweder wegen Inzucht ausgestorben oder weil sie das durch die Gold-Mine verseuchte Wasser getrunken haben. Genächtigt wird in einer hübschen Hospedaje im kleinen Dorf Quetana auf 4200 müM. - Am zweiten Tag sind die Fahrstrecken im Verhältnis kurz und wir haben genügend Zeit, die Natur-Wunder des Alvaroa-Nationalparks zu geniessen.

Die "Blumen" im Ohr weisen auf den Besitzer
 Wir halten an der Hedionda-Lagune, in der einige Flamingos doch tatsächlich vom Eis überrascht und festgefroren sind. Weiter geht es zur Kollpa-Lagune, die wir zur Hälfte zu Fuss umrunden und dabei Fotos von den vielen Flamingos schiessen können. Wie herrlich!


 An dieser Lagune wird ein Natriumcarbonat gewonnen, das für die Herstellung von Waschmittel verwendet und nach Chile verkauft wird. Anschliessend fahren wir über den Salar Chalvieri zu natürlichen Thermen. Dort ist gerade ein grosser Jeep- und Touri-Auflauf, denn alle wollen vor dem Mittagessen das warme Wasser geniessen. Wir haben aber das Glück, etwas später als viele andere dort zu sein und dürfen diese wunderbare Szenerie auch noch in Ruhe geniessen, nachdem der Grossteil der Jeeps die Weiterfahrt angetreten hat. Frisch gebadet, satt und zufrieden geht es weiter zum beeindruckenden Geysir-Feld „Sol de Mañana“. In allen Löchern blubbert, dampft und zischt es. Die brodelnden Massen sind mal cremiger, mal flüssiger und blubbern entsprechend ihrer Konsistenz.

Sol de Mañana
 Vor der Übernachtung in Villa Mar gibt es noch einen Halt an der Colorada-Lagune mit vorherrschend roter Verfärbung und vielen darin stehenden Flamingos. Die Rotfärbung entsteht durch Algen, die im Licht der Sonne eine rote Farbe erhalten. Der dritte Tag ist verschiedenen wundervollen Steinformationen und dem Condor-Cañon mit Lagune gewidmet. Diese Landschaften sind durch vulkanische Aktivität entstanden.

Beim Condor Cañon
 Die letzte Nacht verbringen wir im Salz-Hostel in Puerto Chuvica am südlichen Rand des Salar de Uyuni. Die Wände, Betten, Tische und Hocker bestehen dort aus Salzblöcken und der Fussboden aus lauter kleinen Salz-Kristallen. Am letzten Tag ist um 5.00 Uhr Tagwacht. Um 5.30 Uhr geht die Fahrt los über den Salzsee bis zur kakteenbestandenen Insel Incahuasi, wo wir den Sonnenaufgang über dem Salzsee bewundern und geniessen können. Dann, im warmen Schein der Sonnenstrahlen, gibt es das Frühstück. Nachher fahren wir noch ein Stück, und wir können auf der riesigen, weissen Fläche  einige gute Fotos schiessen und diese surreale Landschaft in uns aufnehmen.  Vor dem Dorf Colchani passieren wir die Salzhaufen zur Gewinnung von Speisesalz und verlassen kurz darauf den Salar. In Uyuni gibt es ein letztes schmackhaftes Mittagessen. Nach der Besichtigung des Zug-Friedhofes in Stadtnähe treten wir die lange Rückfahrt nach Tupiza an, die durch zum Teil herrliche Landschaften führt. Doch die Fahrt auf den schlechten Pisten ist und bleibt anstrengend. Erschöpft von der Fahrerei und den vielen unvergesslichen Eindrücken der letzten vier Tage kommen wir am Abend gegen 19.00Uhr in Tupiza an. Kurz vor der Stadt biegt unser Chauffeur ins Flussbett des Rio Tupiza ein, um den seit drei Tagen bestehenden Bloqueo (Strassenblockade) zu umfahren. Dieses Mal kämpfen die staatlich Angestellten landesweit um höhere Löhne. Nach dem Behändigen unserer Ausrüstung beziehen wir die gleichen Zimmer wie schon vor der Tour.

Auf dem Salar de Uyuni
 Donnerstag, 9.5.2013
Für beide Parteien ist heute wieder Ruhetag, um Eindrücke zu verarbeiten und Fotos auszutauschen. Da es Christian in den letzten Tagen nicht wirklich gut gegangen ist, und Katja seit einigen Tagen Schmerzen im linken grossen Zeh hat, gehen wir zum Spital und haben Glück, dass bei unserem Eintreffen in der Notaufnahme noch grad Sprechstunde ist. Wir erhalten je zwei Medikamente verschrieben und müssen die Arztkonsultation sofort bezahlen. Es sind 8 Bs pro Person, ca. 0.90€ fällig! Die Befunde sind: bei Katja eine Entzündung und bei Christian, auch wie vermutet, ein Parasit im Verdauungstrakt. Gegen Abend beginnen Andrea und Mathias zu packen. Anschliessend gehen wir gemeinsam zum Abschiedsessen. Die beiden wollen morgen weiterfahren, während Christian sich dazu noch nicht in der Lage fühlt.

Freitag, 10.5.2013
Nach dem Frühstück verabschieden wir uns von den Weggefährten der vergangenen Tage und hoffen, sie irgendwo nördlich wieder zu sehen. Danach geht es wieder mal ans Blogschreiben….Mittags gehen wir auf dem Markt eine Erdnusssuppe mit Rindfleischeinlage essen. Der Blog ruft anschliessend immer noch…. Am Abend geht Katja alleine essen, da Christian fürchterliche Blähungen hat. Anschliessend wieder Blog….

Samstag, 11.5.2013
Bei der Rückkehr unserer 4tägigen Jeep-Tour nach Tupiza fuhren wir schon beim Einnachten durch ein schönes Tal. Genau dieses wollen wir uns heute nochmals, bei Tage, anschauen gehen. Zum Glück müssen wir nicht mit Sack und Pack diese Strecke fahren. Die bolivianischen Staub-Strassen waren bisher fast alle, wie diese auch, von eher schlechter Qualität. Viele lose Steine unter einer mehrere Zentimeter dicken Staubschicht lassen einen unverhofft den Halt verlieren. Im Tal sind sehr bunte und schöne Felsformationen zu bestaunen. Nach 17 km macht sich Erschöpfung breit und wir treten den Rückweg an.

Im Tal nach Atocha
Sonntag, 12.5.2013
In Richtung Potosí geht es von Tupiza aus erst mal tüchtig hoch. Nach 20 km und 800 Höhenmetern gibt es Mittagsrast, mit Ausblick auf die kommende Abfahrt. So richtig gut fühlen wir uns heute beide nicht; somit tanken wir nach 37 km aus einem Bewässerungskanal Wasser und campieren zwischen zwei kleinen Dörfern. Nach dem Aufschlagen des Zeltes um ca. 15:00 Uhr filtert Christian das Wasser und legt sich anschliessend zu Katja ins Zelt. Ja ja, wir spüren die Höhe und unsere angeschlagene Gesundheit.

Und drüben wieder hoch
Montag, 13.5.2013
Wir wundern uns über das mässige Verkehrsaufkommen und unsere Hoffnung, eine Mitfahrgelegenheit zu finden ist gleich null. Auf den heutigen 67 km mit kontinuierlichem Auf und Ab kommen uns ca. 15 PW’s entgegen und deren zwei oder drei überholen uns. Wegen den erneuten Strassenblockaden unzufriedener Staatsangestellter rund um die grösseren Orte ist kein Fernverkehr unterwegs. Die Topografie auf dieser Strecke verlangt einiges vom muskelgetriebenen Verkehr. Wir erreichen ein paar Male Höhen von über 3000 müM., um dann anschliessend gleich wieder bis auf 2600 runter zu fahren. Dieses Spiel wiederholt sich fortwährend…. Nachdem wir wieder einen Bewässerungskanal um 10 Liter Wasser erleichtern, um Wasser zum Kochen zu haben und in einem kleinen Laden Trinkwasser kaufen, um  bis nach Vitichi zu kommen, zelten wir hinter Büschen unweit der Strasse. Nach 18:00 Uhr beginnt es richtig lebendig zu werden auf der Strasse, und wir nehmen an, dass die Blockaden über Nacht aufgehoben werden.

Dienstag, 14.5.2013
Dafür ist es am Morgen wieder sehr sehr ruhig und wir begraben unsere Mitfahrgelüste abermals. Doch, nach 20 km fahrt, in einem Anstieg ca. 40 km vor Vitichi, keucht von hinten ein Pick-Up heran und reagiert prompt auf unsere hochgehaltenen Daumen. Aufladen, festbinden, einsteigen und herzlich bedanken. Der Fahrer ist Bauingenieur und hat einen Freund irgendwo im Juhee abgeholt, um ihn nach Potosí zu bringen. Er hätte es geschafft, die Strassenblockade um die Bergbaustadt zu umfahren. Doch bei der Rückkehr ist dieses Loch gestopft und wir kurven abenteuerlich auf dem von Minen durchlöcherten „Cerro Rico“ umher und finden schliesslich noch ein Schlupfloch. Der Fahrer erzählt, dass die Mineure sich nicht blockieren liessen und allfällige Behinderungen kurzerhand mit Dynamit beseitigen würden. Darum gibt es am Cerro meist ein Durchkommen. Nach der Ankunft beim Wohnhaus und Büro von Juan-Manuel, unserem Fahrer, werden wir in das geschichtsträchtige Haus zu einem Tee gebeten. In diesem schönen alten Haus sei früher der Freiheitskämpfer gegen die Spanier, Simon Bolivar, zu Hause gewesen. Anschliessend suchen wir gemeinsam eine Unterkunft für uns. Danach nimmt Juan-Manuel noch einen Termin wahr; es soll irgendwo in der Stadt ein Wasserreservoir gebaut werden, das zu planen er sich interessiert. Im Hostal „Compañia de Jesus“ treffen wir nach kurzer Trennung Mathias und Andrea wieder.

Der Wohltäter Juan Manuel und die Gringos
Mittwoch…Samstag,  15….18.5.2013
Der ehemals sehr reichen Stadt Potosí sieht man die begüterte Vergangenheit heute noch an. Im und am „Cerro Rico“ wurde sehr viel Silber abgebaut.

Der Cerro Rico ist löchrig wie ein Emmentalerkäse
 Heute sind die Vorkommen kleiner, und die Edel- und anderen Metalle müssen mit chemischen Verfahren aus den abgebauten Steinen herausgelöst werden. Die heutige Produktion, meist ein Gemisch von diversen Metallen und Steinpulver wird zur Veredelung ins Ausland verkauft. All dies wird uns auf einer „Minentour“ gut und anschaulich erklärt. Der ca. zweistündige anschliessende Minenbesuch ist nicht jedermanns Sache. In der Luft schwirrt sehr viel Staub und etwas tiefer im Berg wird es 45°C warm. Die zu verrichtende Schwerarbeit ist wie schon vor fast 500 Jahren hauptsächlich Handarbeit. Es gibt jetzt zwar elektrisch getriebene Seilwinden und wenige elektrische „Bähnchen“, es wird mit Pressluft gebohrt, aber aufladen und sortieren geschieht von Hand. Die sehr schweren Bedingungen lassen sich nur mit Coca kauen und Alkohol ertragen. Coca vermindert die Temperaturempfindlichkeit, dämpf das Hungergefühl und putscht etwas auf. Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Minenarbeiters beträgt, hauptsächlich wegen des eingeatmeten Staubes, bloss 45 Jahre.
Mineur rechts, Tourist links. Der Sack wird hier 60m hochgezogen
 – Wir besichtigen einige Kirchen und Klöster und die ehemalige Münzen Prägerei, Casa de la Moneda. 

In den Strassen von Potosí
 In der Stadt finden täglich grössere Kundgebungen von verschiedenen Gruppierungen statt. Um die Aufmerksamkeit der Leute zu wecken, werden Knallkörper und ab und zu auch mal Dynamitexplosionen eingesetzt. Dynamit und anderer Sprengstoff mit entsprechenden Zündern lässt sich ganz legal auf dem Markt der Mineure von jedermann kaufen. Immer wieder gibt es auch festliche Umzüge mit Musik und zum Teil mit bunten Kostümen. -  Am Samstagmorgen verabschieden wir uns abermals von Mathias und Andrea, die trotz der seit drei Tagen immer wieder auftretenden Regenschauern, sich auf den Weg nach Sucre machen. Die Ankündigung, dass die Strassensperren am Wochenende aufgehoben werden, lassen sie auf eine Busfahrt hoffen…. - Wir versuchen mit einer mehr als lahmen Internetverbindung Verschiedenes zu erledigen, schreiben Blog, können das Geschriebene aber unmöglich ins Netz stellen. Uns beunruhigt, dass die Landesregierung den Bauern die Erlaubnis gegeben hat, ab Montag, gegen die Leute, die die Strassenblockaden machen, zu demonstrieren. Erstens betrifft das fast die ganze Bevölkerung, denn die Meisten gehören entweder der einen oder anderen Gruppe an, und zweitens gelten die Bauern als nicht sonderlich zimperlich bei Demos. Zuvor aber, samstagabends und sonntags treffen wir uns mit Juan-Manuel und seinem Bruder Marcelo. Wir wollen die Beiden zum Abendessen einladen und  anderntags wollen sie mit uns zu heissen Quellen fahren.

Festumzug

Samstag, 18.5.2013 abends
Wie vereinbart treffen wir uns um 19:00 und fahren mit dem Auto zu ein paar Restaurants, um zu fragen, wie die Angebote sind. Schlussendlich landen wir im wenige Blocks entfernten „Empiedrada“. Vorab essen wir eine Algensuppe, dann bestellt jeder ein anderes Gericht. Abwechselnd essen wir uns durch die 4 Teller: gebratener Ochsenschwanz an Tom-Sauce mit Reis, Picante mixta: Teigwaren Salat und verschiedene Fleischarten an pikanter Sauce, Name-vergessen: Lamafleisch Reis und Bratensauce, Trucha meniere: Forelle mit feinem Käse überbacken Reis und Salate. Alles war sehr schmackhaft zubereitet. Schade, dass wir diesen Geheimtipp nicht früher kennen lernten. Nach dem sehr gepflegten Essen im entsprechenden Ambiente fahren wir in die Cabona Bar, in der sehr viel Würfel gespielt wird. Nach unserer sehr angeregten Unterhaltung lassen wir uns das Spiel erklären und spielen bei dem süffigen Cabona- Getränk eine Runde, die Katja recht schnell für sich entscheidet. Entmutigt und wegen der vorgerückten Stunde geht es heimwärts. Die Hostaltüre ist bereits verriegelt und wir müssen den Portier aus den Federn klopfen.

Mmmm, fein
Sonntag, 19.5.2013
Um 9:00 Uhr stehen wir wieder beim Wohnbüro von Juan Manuel und schmeissen wieder Kiesel gegen die Fensterscheiben. Nichts rührt sich! Nachdem wir wiederholt den Klingelersatz betätigt haben, gehen uns die Kiesel aus, und nach einer halben Stunde streichen wir die Segel. Wir sind schon wieder eine Weile im Hostal, da kreuzt Juan Manuel auf. Er hätte gestern nach unserer Verabschiedung noch Freunde getroffen und sei erst um 4 Uhr ins Bett gekommen, berichtet er. Das Vormittagsziel liegt an der Strasse in Richtung Oruro und nennt sich „Augen der Inkas“. Zuerst wandern wir ein wenig durchs Gelände und suchen die beiden kleineren, aber sehr heissen, Augen. Sie sind aber so heiss, dass man darin nicht baden kann. Die Kanäle, die die Inkas zur Kühlung des Wassers genutzt haben sind leider so verfallen, dass kein Wasser mehr in den Becken ankommt. Anschliessend baden Katja und Christian im grössten der Augen, das ca.35°C warm ist und in der Mitte Strudel haben soll, die einen in die unbekannte Tiefe des kleinen Kraters ziehen könnten. Mit einem Seil wird die Gefahrenzone markiert und es bleibt jedem selber überlassen, wie weit er schwimmen will. Da das Nachmittagsziel auf der anderen Seite von Potosí liegt, bietet sich ein Restaurant in der Unterstadt, das ausschliesslich frittierte Forellen mit Reis und Mais anbietet, für unseren Mittagshalt an. Nach sechs Forellen mit Beilagen können wir kaum noch „pap“ sagen und es steht noch ein Saunabesuch in Chaqui an. Im Ort befinden sich etliche Badeanstalten, die alle von den heissen Wassern aus dem Untergrund gespeist werden. Die natürliche Sauna ist eigentlich eine sehr heisse Quelle, die von einem Gebäude umschlossen wird und es werden Eucalyptuszweige auf das dampfende Wasser gelegt. Leider scheint in dem Ort kaltes Wasser eher Mangelware zu sein, denn unter den Duschen hält man es nur sehr, sehr kurz aus. Auch an der Aussenluft kühlt man eigentlich nicht schnell genug aus…..Aber schön ist es trotzdem. Während der Heimfahrt sind wir alle ziemlich platt und es kommt keine Unterhaltung mehr in Gang.

Angenehm warm
Montag….Mittwoch, 20…22.5.2013
Wir verabschieden uns von unseren neuen Freunden beim Wohnbüro und schieben unsere Räder die zum Teil sehr steilen Strassen von Potosí hoch in Richtung obere Ausfallstrasse nach Sucre. Es geht flott bergab und auf den 45km bis Betanzos sind nur zwei kleine Gegensteigungen zu überwinden. Wir bleiben im stattlichen Dorf und nehmen uns eine Unterkunft. Wie sich später herausstellt, wären unsere Überlegungen, unsere Wasservorräte betreffend, nicht nötig gewesen, denn auf der folgenden Strecke gäbe es genügend Wasser, das wir zu Trinkwasser hätten filtern können.  Es geht wie immer hoch und runter, und nach einem Hochplateau mit vielen verstreuten Lehmziegelhäusern, die von bebauten Feldern umgeben sind, geht es richtig runter. Wir rauschen stetig bremsend auf ca. 10km rund 800m zu Tal, auf der anderen Seite, nicht mehr ganz so rauschend, wieder 300 m hoch. Nachdem wir im nächsten Tal eine imposante Hängebrücke passiert haben, zelten wir weiter unten in einem Kieswerk. Vom recht grünen Haupttal zweigen zum Teil sehr tief eingeschnittene Schluchten ab und führen auf das eher trockenere „Hochland“. Nach Yotala folgt die Strasse einem sehr fruchtbaren Tal, in dem Zuckerrohr, Papaya, Mais und Getreide angebaut wird, und uns nicht unbedingt die Steigung, aber der stetige Gegenwind zu schaffen macht. Im Zentrum von Sucre quartieren wir uns im Hotel „Pachamama“ ein und treffen erneut alte Bekannte: Andrea und Mathias sind vor 5 Tagen mit dem Bus hier angekommen. Mathias bietet uns an, etwas mehr Spagetti in die Pfanne zu hauen, damit wir mitessen können, Bolognese-Sauce hätte es eh genug. Denn auch hier in Sucre gäbe es abends nur Fettquetschen-Menüs.

Auf dem Weg nach Sucre
Donnerstag…Sonntag, 23…26.5.2013
Die schöne „Welt-Kultur-Erbe“ Kolonialstadt ist eher in weiss gehalten und sehr gepflegt. Aber auch hier erschweren die sehr schmalen Gehsteige und der fast allgegenwärtige Verkehr das herumstreunen. Wegen der vielen Festlichkeiten werden immer wieder Strassen gesperrt, deren Verkehr sich dann neue Wege sucht. Es gibt Musikumzüge, Schulfeste, Spezialmärkte, und am Geburtstag der Stadt war angeblich sogar der Präsident Evo Morales in der Hauptstadt des Landes anwesend.
An der Plaza in Sucre
 – Auch Donnerstagsabends werden wir von Mathias bekocht: Kartoffeln, Chorizo-Bratwurst mit Hessischer grüner Sauce  a la bolivienne und gemischter Salat. - Durch ganz grossen Zufall haben sich die Belgier, Nat und Anita, nur knapp 200m von unserem Hotel einquartiert und parken mit ihrem orangenen VW-Bus in einem Garten mit Grill. Der aufmerksame Leser weiss, was nun kommen MUSS.....


Freitags, nach dem Frühstück, machen wir uns gemeinsam auf, um Einzukaufen. Diesmal suchen wir uns die schmackhaften Zutaten für 6 Personen (Mathias und Andrea sind auch mit von der Partie) auf dem Markt zusammen. -  Samstags verabschieden wir uns von Andrea und Mathias; sie fahren gegen Abend mit einem Bus, in 13 Stunden, nach La Paz, wo sie versuchen abzuklären, ob sie in den USA weiterradeln können. Etwas später am Abend gehen wir mit den Belgiern in einer Fettquetsche frittiertes Huhn und Pommes essen, ein weitverbreitetes „Abendmahl“ in Bolivien. Anschliessend schauen wir uns den Film „The devil miner“ an, der in den Minen von Potosí spielt. Es geht um Kinderarbeit und Minenalltag.

Kloster San Felipe Neri in Sucre
Montag, 27.5.2013
Unser Plan ist es, etwas aus der Stadt zu fahren, eventuell bis zu einem Camping, der ca. 45km ausserhalb liegen soll, und dann per Lastwagenstopp nach Cochabamba weiterzukommen, weil es eine sehr schlechte Strasse sein soll und es sehr viele Höhenmeter zu bewältigen gäbe. Es kommt dazu, dass es Christian immer weniger Freude bereitet, täglich bis zur Erschöpfung am Anhänger zu ziehen. Erstens, kommt es anders, zweitens, als man denkt. Von Sucre geht es abwärts, in ein breites schönes Tal. Kurz nach Mittag passieren wir die 45km Marke, ohne einen Camping zu sehen. Auch kommen uns Bedenken, einen Transport zu finden, denn es gibt kaum Verkehr; immerhin bleibt die Strasse asphaltiert. Am Fluss finden wir eine schwer zugängliche Stelle zum Zelten.

Kurz nach Sucre
Dienstag, 28.5.2013
Nach dem Zusammenräumen schieben wir die Räder auf die Strasse, dann ist Flicken angesagt: Die, beim Gang zum Schlafplatz und zurück, eingefangenen Stacheln haben uns zwei Plattfüsse beschert. Christians Kette muss auch gewechselt werden, dabei wird eine gebrochene Speiche entdeckt, sowie ein Bruch einer Bride, die den hinteren Gepäckträger hielt, muss geschient werden. Gegen halb eins sind wir soweit startklar, bereit von einem LKW mitgenommen zu werden. Bis Puente Arce gibt’s noch Asphalt, dann wird es sehr staubig. Katja empfindet die Mischung aus heiss und staubig nicht als lustig und Christian geht es fast genauso. Nach ca. 30km Fahrt ist es schon wieder Zeit, einen Schlafplatz zu suchen.

In Richtung Aiquile
Mittwoch, 29.5.2013
Heute Morgen wollen wir einen Transport finden…. Doch der Verkehr ist nicht mehr geworden und die wenigen Laster fahren alle nach Santa Cruz. Die Strasse wird zunehmend schlechter und wir fürchten, das 27km entfernte Dorf, Aiquile, heute nicht mehr zu erreichen. Zum Glück erbarmt sich unser ein kleiner Laster, auf dem wir bis nach Aiquile holpern und scheppern. Dort angekommen, kaufen wir Wasser und wollen noch weiterfahren. Nach 2 Stunden und 12km stellt sich heraus, dass wir auf der falschen Strasse sind. Da wir am Ende unserer Kräfte sind, stöppeln wir abermals und kommen so kurz vor dem Einnachten ein zweites Mal in Aiquile an. Im Hostal treffen wir einen Motorradfahrer aus Kanada, der uns auf unserer Irrfahrt entgegenkam. Wir verbringen einen kurzweiligen Abend zusammen.

Clive aus Kanada in Aiquile
Donnerstag, 30.5.2013
Heute suchen wir einen Transport nach Cochabamba und es gibt ein Streichkonzert; um eventuell den Anhänger loszuwerden streichen wir unsere Ausrüstung zusammen und machen einen Haufen mit wenig Gebrauchtem oder Verzichtbarem. Den Rest teilen wir auf und beladen damit unsere Räder. Die kurze Probefahrt verläuft zufriedenstellend und somit wandert der Haufen in den Anhänger, den wir eventuell von Cochabamba aus nach Hause schicken wollen… - Nachdem uns die Verkäuferin versichert hat, dass es Karton und Gummi gibt, um unsere Fahrräder zu polstern, kaufen wir Fahrkarten für den morgendlichen Bus. Hoffentlich kommt das gut!

Freitag, 31.5.2013
Um 8 Uhr sind wir bei der Haltestelle, der Bus soll um 8:30 Uhr abfahren. Gegen 8:40 wird mit laden begonnen und unsere Räder kämen ohne irgendwas dazwischen aufeinander zu liegen. Christian fragt nach Karton oder anderem Polster. „No hay“, gibt es nicht, kommt unfreundlich die Antwort. Christian mach klar, dass die Räder so nicht transportier werden sollen, worauf diskussionslos wieder ausgeladen wird. Da stehen wir nun, mit dem rückerstatteten Fahrpreis, und sind soweit wie gestern Morgen. Bei einem anderen Busunternehmen werden wir fündig: der Fahrer hat Verständnis für unsere Sorgen, zeigt uns den Stauraum, den er uns zur Verfügung stellen will und in den wir unsere Räder selber einladen dürften. Polster gibt es allerdings auch hier keine. Somit planen wir, unsere Gepäcktaschen als solches zu verwenden und kaufen abermals Fahrkarten. Um 12:30 soll es losgehen; und geht es auch. Während der Bus über den Natursteinbelag holpert, werden unsere Bedenken über das Wohlergehen unserer Räder immer grösser. Die alte Inkastrasse führt spektakulär durch Täler, an Flanken entlang, windet sich immer wieder hoch, um dann ins nächste Tal abzufallen. Nein, hier möchten wir nicht unbedingt radeln! Nach 80km, bei Totora, hat das Geholper ein Ende und der Bus gleitet auf Asphalt mit der doppelten Geschwindigkeit dahin. Auf den insgesamt 218km bis Cochabamba überwindet der Bus 3375 Höhenmeter. In einem Aussenbezirk der Stadt angekommen, werden die zum Glück unversehrten Räder ausge- und beladen und wir bahnen uns einen Weg durchs Gewühl des Grossstadtverkehrs, in Richtung Zentrum. GPS und Katja sei Dank! So finden wir schnell und gradlinig den Weg zum auserwählten Hostal, wo wir kurz vor dem Dunkelwerden eintreffen.

An der Plaza in Cochabamba
Samstag, Sonntag, 1.,2.6.2013
Wir erkunden die Stadt und erklimmen den Hausberg, „Monte Christo“, ein Hügel, auf dem eine grosse Christusstatue steht. Wir vervollständigen den Blog….

Que rico! Wie lecker!


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