Von Lujan de Cuyo nach Mendoza - Santiago – Mendoza - Malargüe



Samstag, 18.8.2012
Das gemeinsame heutige Frühstück fällt etwas schmaler aus, weil wir noch immer satt sind von den selbstgemachten leckeren Pizzen von gestern Abend. Carlos fährt mit Christian bei erneutem Sonnenschein in die Stadt, um eine Prepayd SIM Karte zu kaufen, was ohne vertiefte Spanischkenntnisse fast nicht möglich ist. Somit können wir preiswerter innerhalb Argentiniens telefonieren, was in letzter Zeit schon ein paar Mal nützlich gewesen wäre.  – Der Abschied von Carlos fällt uns schwer, da dieser Platz für uns wie ein Zuhause geworden ist. Vielen Dank! Am frühen Nachmittag fahren wir nach Mendoza, wo wir die Adresse des Neffen von Fernando, Lucas Serrano, suchen und finden. Die Zeit bis zum Treffen mit Lucas reicht aus, um eine Unterkunft in einem Hostel für diese Nacht zu ordern. Um 19:00 lernen wir Lucas, seine Eltern und einen Mitbewohner der WG kennen. Vom sehr gut deutsch sprechenden Lucas wird uns angeboten, die Nacht von Sonntag auf Montag in seinem Zimmer zu verbringen. Er wird morgen nämlich nach Deutschland fliegen, wo er sich nach einer Facharztausbildungsstelle umsehen will.

Pizza 1/3.... bei Carlos

Sonntag, 19.8.2012
Das Busticket nach Santiago de Chile ist schnell gekauft und eigentlich sehr preiswert. Die achtstündige Fahrt kostet 140 Pesos pro Person was in etwa ca. 25 Euro sind. Um die Zeit bis 13:00 Uhr zu überbrücken machen wir noch einen Stadtbummel. Die breiten Strassen, Alleen und die Plazas gefallen uns und erinnern an San Juan. Lucas Eltern, die gerade auf Besuch sind, um ihren Sohn zu verabschieden, lassen uns rein und verköstigen uns mit einem schmackhaften Linsengericht. Den Nachmittag verbringen wir mit Umpacken und Vorbereitungen für unsere Busreise.

In Mendoza
Montag, 20.8.2012
Heute gibt es früh Tagwache, denn der Bus fährt um 7:30. Nach dem Marsch durch die kalte Morgenluft, müssen wir noch eine halbe Stunde warten, weil unklar ist, ob der Pass nach Chile geöffnet werden wird. Wir haben Glück und um 8:15 geht es los. Das Schwerverkehrsaufkommen ist enorm und wir stellen uns vor, wie das wäre, mit dem Velo in dieser Blechlawine unterwegs zu sein. Wir bereuen unseren Entscheid, den Bus zu nehmen, keine Sekunde und würden niemandem empfehlen, die Strecke über den Bermejo-Pass mit dem Fahrrad zu fahren. Die Strasse führt durch ein schönes Tal, das auf der argentinischen Seite sehr trocken ist. – Wir finden die allseitigen Warnungen von anderen Reisenden, vor der gründliche Grenzkontrolle der Chilenen, bestätigt, andere Warnungen, die riesigen Schneemengen auf dem Pass betreffend, hingegen nicht. Die Serpentinen auf der chilenischen Seite bieten ein selten gesehenes Bild. Schon bald beginnt es sehr grün zu werden und zwischen den Weinbauflächen blühen schon erste Obstbäume. Dank dem Zurückstellen der Uhren um eine Stunde, treffen wir gegen 15 Uhr in Santiago ein. Am Busbahnhof finden wir keine Touristeninfo, weil es da keine gibt, aber ganz in der Nähe eine einfache Unterkunft. Wieder einmal das alte Lied: kein heisses Wasser in der Dusche, dafür reduzierter Preis. Für uns hören sich die Preise zuerst gigantisch an, denn der Kurs vom chilenischen Peso zum Franken beträgt etwa 500:1, zum Euro ca. 600:1.

Serpentinen am Bermejo-Pass
Dienstag, 21.8.2012
Mit der Übersichtskarte der Verkehrsbetriebe, die wir gestern am Busterminal erhalten haben, finden wir fehlerfrei ins Zentrum, wohin man am besten mit der Metro gelangt. Zufällig finden wir an der Plaza de Armas eine gute Touristinfo und erhalten schnell die Auskunft, wo es Fahrrad- und Campingläden gibt. Dazu gibt es auch einen guten Stadtplan mit allen Sehenswürdigkeiten. Die Fahrradläden befinden sich allesamt in der San Diego-Strasse, zu Fuss von der Touristinfo aus in 20 min. zu erreichen. Im „New-Bike“ Laden gibt es einen englischsprechenden Verkäufer und fast alle Ersatzteile, die Christian sucht. Insgesamt 4 Mal besuchen wir den Laden, weil uns immer noch was einfällt, das wir vergessen haben zu kaufen. Einmal mehr kombinieren wir Stadtbesichtigung und Einkaufen. Santiago präsentiert sich sehr sauber, mit grossen Fussgängerzonen und Shoppingzentren. Auf Schritt und Tritt wird einem durch lautes Rufen irgendwelches Zeug angeboten. Am Abend verpflegen wir uns in einem Restaurant in der Fast-Food-Strasse an der Plaza de Armas. Wir ergattern einen Platz nahe beim Tresen und können unter anderem beobachten, wie ein Kellner in den Tischwischlappen spuckt, um ihn feucht zu halten und von zu vollen Gläsern jeweils einen Schluck nimmt, um sie ohne zu verschütten im ersten Stock zu servieren.

An der Plaza de Armas in Santiago de Chile
Mittwoch, 22.8.2012
Als Erstes kaufen wir ein Rückreisebillet für Freitag nach Mendoza und eine Busfahrkarte für morgen, nach Valparaiso. Der Pass nach Argentinien ist heute geschlossen und wird es wohl auch morgen sein. - Der Zentralmarkt von Santiago ist hauptsächlich Fischmarkt, wo man in vielen kleinen Buden den Fisch auch zubereitet essen kann. Anschliessend laufen wir unter düstern Wolken zu einem Shoppingcenter, nordöstlich des Zentrums, wo sich auch Outdoorläden befinden sollen. Und siehe da: im Mammut-Store können wir einen Ersatz für das kaputtgehende Thermomätteli von Christian kaufen, und im North-Face- Laden gibt es sogar Ersatz für  Katjas längst verabschiedeten Innenschlafsack. Wir sind glücklich, und die Wolken draussen beginnen heftig zu weinen. Jeder Versuch sie zu trösten schlägt fehl. In einer Strassenkneipe, die ausschliesslich Eisbein im Fleischangebot hat, wollen wir die gröbsten Schauer vorbeiziehen lassen.

Donnerstag, 23.8.2012
Um 7:30 treten wir die zweistündige Busfahrt nach Valparaiso, einem Ort mit „Unesco-Zertifikat“ an. Die alte Hafenstadt am Pazifik schmiegt sich an diverse Hügel. Die bunten Häuser überziehen diese wie einen Flickenteppich. Am Fuss der Hügel befinden sich etliche sehr schöne und grosse Gebäude. Die höhergelegenen Wohnviertel, die wunderbare Blicke über den Hafen und die Bucht von Valparaiso bieten, kann man über Treppen und steile Strassen, oder aber auch über historische Standseilbahnen erreichen. Die Zeit bis zu unserer Rückfahrt um 18 Uhr reicht gut aus, um sich einen guten Überblick zu verschaffen.

Valparaiso
Valparaiso
Freitag, 24.8.2012
Nachdem der Pass auch gestern geschlossen war, befürchten wir heute einen Verkehrskollaps, weil all die wartenden LKW’s wohl auch andampfen werden. Und tatsächlich geht es anfangs nur langsam vorwärts. Wir fahren an langen Schlangen wartender Lastwagen vorbei und werden, sobald der grosse Anstieg beginnt, bevorzugt durchgelassen. Zu unserem grossen Erstaunen präsentiert sich die Schneesituation auf der Passhöhe praktisch unverändert prekär: es sind bloss ca. 5cm Neuschnee zu sehen. Die ca. 50cm Schnee reichen für das Skigebiet auf chilenischer Seite nur knapp aus. – Gegen 17 Uhr sind wir wieder in Mendoza, wo wir uns eine Unterkunft andrehen lassen. Sie ist preiswert, liegt aber recht weit von unserer Velostation entfernt.

Samstag, 25.8.2012
Der längere Fussmarsch durch Mendoza zu unseren Velos dauert bis ca. 11 Uhr. Wir packen erst all unsere Sachen und essen mit den Eltern von Lucas und seinem Bruder zu Mittag. Nach gemeinsamem Kartenstudium und Festlegen unserer folgenden Route, die die Einladung der Eltern, nach Bariloche in ihr Heim zu kommen, berücksichtigt, fahren wir zum Camping „Los Suizos“ im Nordwesten der Stadt, der leider geschlossen ist. Auch die zwei benachbarten Plätze haben Wintersperre und so landen wir im sehr teuren und nur mässig guten Camping im Park „San Martin“.

Essen mit der Familie von Lucas Serrano

Sonntag, 26.8.2012
Christian repariert die Lichtanlage an Katjas Rad und montiert an seinem die neue hydraulische Bremse. Katja  geht unterdessen Einkaufen und erledigt das Waschen der Wäsche. Die zweite Hälfte des Nachmittags benützen wir, um den Blog zu schreiben. Die warme Sonne lockt viele aus den Häusern an die Grill’s des Campingplatzes. Bald duftet der ganze Platz verführerisch und die laute Musik aus einzelnen Autos übertönt sogar den Strassenlärm.

Montag, 27.08.2012
Heute Morgen haben wir uns erstmals über einen Camping, bzw. über die Angestellten geärgert. Für ca. 13 Euro pro Nacht gab es die 2 Tage nicht, wie versprochen, warmes Wasser, die Sanitäranlagen sind schmutzig und jetzt gibt es gar kein Wasser mehr. Wir holen den einzigen anwesenden Angestellten um 8:30 aus dem Bett und bitten ihn, ein paar unserer Flaschen irgendwo in der Nachbarschaft mit Wasser aufzufüllen. - Nichts geschieht. Eine erneute, heftigere Intervention gipfelt im Versprechen, dass es in einer Stunde Wasser hat. – So packen wir unsere Sachen zusammen. Nach einer Stunde macht sich Katja auf, um selber Wasser holen zu gehen. Christian geht zur Hütte des Angestellten und schreckt ihn heute zum zweiten Mal aus den Federn. Diesmal lässt sich Christian mit dem Versprechen abspeisen, dass in 10 Minuten der Chef des Campings erscheinen wird und wir alles regeln könnten. Nach 20 Minuten kommt Katja mit dem Wasser zurück und wie durch ein Wunder hat es auf dem ganzen Platz wieder von dem kostbaren Nass. Wie vermutet wird der Chef wohl den ganzen Tag nicht erscheinen. – Leider wird sehr oft die Vorauszahlung der Platzgebühr oder der Zimmermiete verlangt. Entsprechend schwer ist es dann, Geld zurück zu erhalten, wenn Serviceleistungen nicht erbracht werden.  – Recht spät geht es los, hinaus aus der Stadt. Unterwegs werden wir von Einheimischen gewarnt, das Stadtviertel rechterhand zu meiden und doch besser und sicherer auf der, wenige Meter parallel verlaufenden Autobahn zu fahren. Daran halten wir uns. Schliesslich, nach dem Verlassen der Stadt, fahren wir an riesigen Weinbauflächen vorbei und finden später einen Platz zum Zelten weiter ab von der Strasse in Pampa-Landschaft und einer tollen Sicht auf die Schneeberge. Recht schnell ist der Ärger vom Morgen verflogen, denn wir begegnen wieder vielen freundlichen Menschen und ausserdem lacht die Sonne vom wolkenlosen Himmel.

Dienstag, 28.08.2012
Wir fahren über Hügel, wo Erdöl gefördert wird, ins Valle de Uco, vorbei an etlichen Ortschaften, sowie riesengrossen Flächen mit Wein-und Obstanbau. An Obst werden hier Äpfel, Birnen, Quitten und Pfirsiche produziert. Bewässert wird hier über Bewässerungskanäle, denn wir befinden uns noch immer in der Cuyo-Region, und Cuyo bedeutet in der Sprache der Ureinwohner Wüste. Im Hintergrund türmen sich die Schneeberge der Anden auf. Mangels frei verfügbarer Zeltplätze landen wir schliesslich auf dem teuren, dafür sehr schönen, sehr sauberen und alle Versprechen einhaltenden Campingplatz beim Dorf Vista Flores.

Mittwoch, 29.08.2012
Unsere Fahrt geht weiter an grossen Anbauflächen vorbei, bis wir schliesslich bei San Carlos wieder auf die Ruta 40 treffen. Zwischendurch müssen wir noch einkaufen und es gibt zwei Plattfüsse zu flicken. Schnell wird es mal wieder Abend. Im Dorf Pareditas können wir freundlicherweise unser Zelt auf dem Gelände der Multi-Sport-Anlage aufschlagen. Hier hat es auch WC`s und Waschbecken. Christian fühlt sich völlig k.o.

Donnerstag, 30.08.2012
Christian hatte bereits die ganze Nacht Übelkeit und Magenbrennen und fühlt sich sehr schlapp. Das Fieberthermometer zeigt eine erhöhte Temperatur an und sein Appetit ist gleich Null. Das sind keine guten Zeichen zum Weiterfahren. Zum Glück dürfen wir bleiben, bis sich Christian wieder fit genug  fühlt. Vielen Dank. Katja erkundet das Dorf, liest viel im Reiseführer über die uns bevorstehenden Routen und studiert die Karten.

Gastfreundschaft! Polydeportivo in Pareditas
Freitag, 31.08.2012
Heute hat Christian mit Durchfall zu kämpfen und fühlt sich weiterhin krank. Also bleiben wir. Zum Glück scheint die Sonne jeden Tag. Dazu wird es bereits wieder sehr warm, bis 26°C; die Tage werden wieder länger und die Sonne wärmt bereits  deutlich früher; der Frühling hält Einzug.
Von mehreren Leuten haben wir angeboten bekommen, dass wir an ihrer Tür klopfen sollen, wenn wir Hilfe brauchen. Auch haben wir ein Angebot, bei Bedarf ins nächste Hospital gebracht zu werden. Ein Mitarbeiter bringt sogar Medikamente gegen  Magenbeschwerden von zu Hause für Christian mit und bereitet ihm ein speziellen Kräutertee. Am Abend muss Christian viel erbrechen; danach fühlt er sich etwas besser, aber noch immer sehr schlapp und müde.

Samstag, 01.09.2012
Christian geht es insgesamt etwas besser, aber er hat wenig Appetit und sein Magen tut noch immer komisch, wie er sagt. Wir bleiben also noch in Pareditas. Katja geht ins Dorf einkaufen und bereitet im Word-Schreibprogramm E-Mails zum Versenden vor. Leider gibt es aber keine Möglichkeit ins Internet zu kommen und so müssen sich ihre Lieben noch etwas gedulden. Beim erneuten nachmittäglichen Spaziergang erkundet Katja noch die letzte unbekannte Ecke des Dorfes.

Auf Wunsch wieder mal ein Bild von Katja
Sonntag, 2.9.2012
Um heute schon aufzubrechen fühlt sich Christian noch zu schwach. Die bis dato aufgeschobenen Näh- und Dichtarbeiten am Zelt werden heute ausgeführt. Im späteren Nachmittag merken wir, dass heute wohl Bewässerungstag des Sportgeländes ist. Schon nach einer halben Stunde stehen grosse Flächen ca. 5…10 cm unter Wasser. Da wir nicht wissen, ob unser Zeltplatz verschont bleiben würde, bauen wir unser Eigenheim erst gar nicht wieder auf. Wir zügeln unsere Sachen in den Gang zwischen den Toiletten und schlafen dann auch dort.

Montag, 3.9.2012
Endlich kann es heute weitergehen. Die Pampa hat uns wieder und wir den Pampakoller. Die Landschaft, hin nach San Rafael, vermag uns nicht zu entzücken. Die Vegetation ist auf sehr spärliche Niederschläge eingestellt, das niedrige Buschwerk und die bodendeckenden Kakteen sind staubig und dürr. Dank anfänglichem Rückenwind, und weil wir am Abend grosse Mühe haben einen Übernachtungsplatz zu finden, schaffen wir heute fast 94 km. Schlussendlich erlaubt uns der Familienrat einer Produktionsgemeinschaft für Schweine und Hühner, auf ihrem Zufahrtsweg unser Lager zu errichten. Während dem Kochen bedeckt sich der Himmel und während der Nacht gibt es ein paar Tropfen Regen.

Dienstag, 4.9.2012
Auf unserer Fahrt durch San Rafael halten wir Ausschau nach einer mechanischen Werkstatt, die uns Teile für die Reparatur unseres speziellen Flaschenhalters herstellen könnte, aber wir finden nichts. Schliesslich landen wir auf einem Camping, unter vielen, am Rio Atuel, auf dem Weg zum Canyon Atuel. Das sehr grüne Tal und der schäumende Fluss bilden einen wohltuenden Kontrast zur eben erst durchradelten Pampa.

Im Tal des Rio Atuel
Mittwoch, 5.9.2012
Die für uns ungewohnt gewordenen Geräusche während der Nacht stammen vom heftigen Regen, der auf die Bäume und das Zelt prasselt. Nach dem Frühstück lichtet sich der graue Schleier etwas und wir brechen zu einem Tagesausflug talaufwärts auf. Wir passieren den Staudamm und folgen der sich höherwindenden Strasse zu einem Aussichtspunkt. Da die Wolken noch grau und schwer über uns hängen, verliert die Aussicht ein paar Punkte und wir stellen uns vor, wie es bei Sonnenschein wäre. Auf der Rückfahrt, nach der Reparatur eines Plattfusses, bricht der Schnellspanner des Vorderrads. Da ist guter Rat teuer und Christian beginnt sein Rad zu schieben. Irgendwie müssen wir zum Campingplatz zurück. Auf halbem Weg hält ein Pick-Up neben uns und der Dorfpolizist fragt, ob er uns helfen könne. Aber ja doch! Sicherlich gerne! – und so laden wir unsere Räder auf die Ladefläche, wo Christian sie während der Fahrt festhält; Katja setzt sich zum „Freund und Helfer“. Unterwegs gibt es einen Halt, damit Katja unser Abendbrot einkaufen kann. Bei der Ankunft auf dem Camping bietet uns der Polizist an, Christian ins ca. 35km entfernte Zentrum von San Rafael zu einem Fahrradladen zu fahren. Unterwegs meldet sich der Polizist bei der Zentrale, wahrscheinlich weil er sein Zuständigkeitsgebiet verlässt: „Ich bin in spezieller Mission unterwegs. Bringe einen Schweizer Touristen zu einem Fahrradladen, damit er dort Ersatzteile kaufen kann.“ Die Frauenstimme aus dem Funk: „Wünsche dir viel Glück“. Durch den dichten Stossverkehr geht es meist durch kleine Strassen und Gassen, bis das Polizeiauto auf einer sehr belebten Strasse, direkt vor dem Fahrradladen hält. Mit Einkaufen sollte sich Christian beeilen, denn der Hüter des Gesetzes wartet solange mit Blaulicht vor dem Laden. - Kurze Zeit später ist Christian wieder zurück auf dem Camping.

Stausee Atuel
Donnerstag, 6.9.2012
In der Nacht fallen wieder beachtliche Mengen Regen, der bis in die Mittagsstunden anhält. Wir zügeln unser Heim unter einen Unterstand, in dem es derzeit allerdings wie auf einer südamerikanischen Baustelle aussieht. Die Besitzer des Campings bauen zurzeit ein Nebengebäude aus, um dann später auch diese Unterkünfte zu vermieten. Damit unser Zelt trocknen und der aussen hochgespritzte Sand morgen besser entfernt werden kann, bringen wir etwas Ordnung ins Chaos und können so unser Zelt behelfsmässig aufbauen. Leider funktioniert Aufgrund der starken Regenfälle das Internet heute nicht und so bleibt es bloss beim Schreiben des Blogs, dem Auswählen und Bearbeiten der hochzuladenden Fotos.

Freitag, 7.9.2012
Schon am Morgen begrüsst uns die Sonne in alter Manier und wir entscheiden uns trotz einiger Bedenken, für die Schotterstrasse durch den Canyon Atuel, die allerdings eine Schlammpiste sein könnte. Unsere Zweifel erweisen sich als unnötig, denn die Strasse ist bereits recht gut abgetrocknet. So passieren wir den Stausee, diesmal bei Sonnenschein, und fahren an das untere Ende des Canyons, wo wir unser Zelt etwas oberhalb der Hochwassermarken aufschlagen.

Samstag, 8.9.2012
Heute geniessen wir die äusserst lohnende Fahrt durch den wunderschönen Canyon. Da wir beide überhaupt nicht fit sind und uns unsere Verdauung zu schaffen macht, sehen wir umso mehr und am Schluss schleichen wir noch die steilen Serpentinen nach Nihuil hoch. Auf der Staumauer des Embalse Nihuil, wird uns von Passanten ein Campingplatz „hermoso“ = wunderschön empfohlen. Vor Ort wissen wir nicht, ob die uns verarschen wollten oder ob unsere Ansprüche doch total daneben  sind. Mitten im Dorf, auf dem grosszügigen sandigen Vorplatz eines Ladens, stehen ein paar Grill’s und ein Abfalleimer, der allerdings nicht benutzt wird, unter einer Baumgruppe. Alle anderen Campingplätze haben noch Wintersperre. - Jedenfalls finden wir einen weitaus schöneren Platz am Rande des Dorfs, am Seeufer in der Nachbarschaft von netten Leuten, die uns sogar mit heissem Wasser für Tee versorgen wollen.

Canyon Atuel
Sonntag, 9.9.2012
Der Morgen präsentiert sich wolkenverhangen und es schaut nach Regen aus. Nachdem wir gestern kurzärmlig unterwegs waren, kramen wir heute unsere Handschuhe hervor und benutzen sie auch. Auf der Ruta 144 geht es in stetem Auf und Ab, am Salzsee „Diamante“ vorbei durch langweilige Pampa. Wir freuen uns auf den Frühling, der die kommenden Pampen hoffentlich etwas grüner werden lässt. Nach etwas mehr als 80km gibt es noch immer keinen adäquaten Schlafplatz. Wir bauen das Zelt sehr strassennah auf und schlafen trotzdem wunderbar.

Pampa del Diamante
Montag, 10.9.2012
Die Wolkenbank von gestern vor den Schneebergen ist heute inexistent und die Fahrt durch die Pampa ist nicht mehr ganz so langweilig. Die 30km bis El Sosneado geht es auf schnurgerader Strasse stetig leicht bergauf. Auf dieser Strecke passieren wir ein grosses Feld mit Erdölförderpumpen. Während unserer Mittagsrast bei der Tankstelle im Dorf, gleichzeitig auch km 3000 der Ruta 40, kommt ein einzelner Tourenfahrer angedampft. Ohne uns gross zu grüssen, knallt er sein Mittagsmahl auf den Tisch und beginnt im Stehen zu essen.  Kauend berichtet uns der Argentinier aus Ushuaia unter anderem, dass er 3 Monate unterwegs und schon 13000km gefahren sei. Er sei eben ein Langdistanzfahrer und habe auf dieser Tour innerhalb von 10 Tagen 5000 km gemacht. – Und wir? Nein, wir sitzen keineswegs bewundernd daneben und fragen uns, was er wohl alles gesehen haben und was wohl die Motivation für eine solche Reise sein mag. Von El Sosneado nach Malargüe geht es leicht bergab und wir schaffen die 50 km in den Ort, auf den Camping Municipal.

Ölförderung bei Sosneado
Dienstag, 11.9.2012
Wiedermal sind Kleider zu waschen und Sachen zu flicken. Der gebrochene Flaschenhalter soll hier und jetzt repariert, bzw. erweitert werden. Christian bringt seine Ideen zu Papier und die Suche nach einer Werkstatt beginnt in der Touri-Info. Unweit des Campings ist eine mechanische Werkstatt. Dort angekommen verrät uns das Schild, „Diesel-, Nafta- Mecanico“, dass wir da kaum bedient werden können, denn hier werden Motoren repariert und eingestellt. Eine Häuserreihe zurück, in derselben Strasse in der sich der Camping befindet, ist die richtige Adresse für unser Anliegen und der freundliche „Blaumann“ sucht nach einem geeigneten Materialstäbchen, wird fündig und verspricht die Fertigung bis um 19 Uhr. Wir sind sehr gespannt, wie das Resultat wohl ausschauen wird. Derweil machen wir Besorgungen und versuchen die WiFi-Verbindung des Zeltplatzes zum Laufen zu bringen. Nach der jeweiligen Übertragung von ein paar Datenpaketen ist aber immer wieder Schluss und die Verbindung muss trotz einwandfreiem WiFi Signal immer wieder neu aufgebaut werden. – Unbrauchbar! Ganz im Gegensatz zur gefertigten „Flaschenhaltererweiterung.“ Die abgelieferte Arbeit kann sich sehen lassen und ist nicht mal so teuer. Jetzt ist es möglich, auch die grossen 2.5 Liter Pet-Mehrwegflaschen auf dem Anhänger mitzuführen. Wir testen auch noch das WiFi Signal auf der Plaza und stellen erstaunt eine funktionierende Verbindung her.

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